Bestechungsgeld für eine Pipeline

Ab 23. Juni muss sich der frühere Chef von MAN Turbo vor Gericht verantworten
von  Abendzeitung
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MÜNCHEN - Ab 23. Juni muss sich der frühere Chef von MAN Turbo vor Gericht verantworten

Die Schmiergeldaffäre beim Münchner Maschinenbau- und Nutzfahrzeugkonzern MAN hat nun ein erstes juristisches Nachspiel. Noch im Juni beginnt der Bestechungsprozess gegen Heinz Jürgen M. (66). Der frühere Chef der Turbomaschinen-Sparte muss sich vom 23. Juni an vor dem Landgericht München I verantworten. Der Vorwurf: Bestechung ausländischer Amtsträger.

Heinz Jürgen M. soll 2004 in Kasachstan die Zahlung von gut neun Millionen Euro veranlasst haben, um an einen Auftrag zur Modernisierung einer Gaspipeline zu kommen. Andernfalls wäre das Projekt neu ausgeschrieben worden.

Der heute im nordrhein-westfälischen Bottrop lebende Rentner war von 2002 an für mehr als fünf Jahre Vorstandsvorsitzender der MAN-Turbosparte. Die Staatsanwaltschaft hatte Anfang Dezember Anklage gegen ihn erhoben. Nun hat das Gericht die Klage zur Hauptverhandlung zugelassen. Zunächst sind zwei Verhandlungstage angesetzt.

Die Anklage gegen Heinz Jürgen M. ist bisher die erste im Rahmen des Schmiergeldskandals, der Ende vergangenen Jahres fast die gesamte Führungsspitze des Dax-Konzerns hinweggefegt hatte. Die Affäre kostete unter anderem Ex-Vorstandschef Håkan Samuelsson den Job und belastete den Konzern mit Bußgeldern und Steuernachzahlungen in Höhe von insgesamt rund 220 Millionen Euro. Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt derzeit noch gegen weitere ehemalige Mitarbeiter, will zu Details der Verfahren jedoch keine Stellung nehmen.

Die Schmiergeldaffäre war im Mai 2009, also vor gut einem Jahr, ins Rollen gekommen. Im Geschäft mit Lastwagen und Turbomaschinen sollen Gelder an Mitarbeiter von Kundenfirmen geflossen sein, um den Verkauf anzukurbeln. Rund 70 Anwälte, Steuerexperten und Wirtschaftsprüfer hatten daraufhin die Zahlungen der vergangenen zehn Jahre unter die Lupe genommen. lj

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