Bestattungen in München: Der Trend geht zur Urne

MÜNCHEN - Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel: Immer mehr Münchner lassen sich nach ihrem Tod einäschern – weil’s billiger ist. Die AZ erklärt, was Sterben eigentlich kostet.
Wie heißt es doch so schön? Umsonst ist nicht einmal der Tod – denn der kostet bekanntlich das Leben. Alle Angehörigen, die kürzlich einen ihrer Lieben unter die Erde gebracht haben, wissen aber auch: Der Tod in München kostet vor allem eins: viel, viel Geld.
Derzeit schlägt eine Sarg-Bestattung pauschal mit 1182 Euro zu Buche. Darauf kommt eine Erdgrab-Gebühr von 350 Euro. Plus eine Grabmahlgenehmigung, die 80 Euro kostet. Macht unterm Strich 1512 Euro (für 10 Jahre Nutzungsdauer).
Es geht noch teurer: Unter Bäumen, vor Hecken oder gar im Waldfriedhof zahlen die Hinterbliebenen bis zu 1710 Euro (pro Jahr 171 Euro). Minimum, weil’s die gesetzliche Ruhefrist von zehn Jahren so vorsieht.
Viele rechnen sich das noch zu Lebzeiten gedanklich schon mal durch – und lassen sich nach dem Tod lieber verbrennen. Ganz klar: Der Trend geht zur (billigeren) Urne.
So kostet derzeit eine Urnenbeisetzung einmalig 583 Euro, pro Jahr weitere 25 Euro, macht 833 Euro unterm Strich. Kein Wunder also, dass der Trend seit Jahren hin zur Urnenbestattung geht: Im Jahr 1990 wurden noch 37 Prozent der Verstorbenen eingeäschert – 2009 lag der Anteil der Urnenbestattungen schon bei 58 Prozent. Tendenz steigend.
Da Urnen auf den 29 städtischen Friedhöfen weniger Platz benötigen und die Totengräber immer weniger Särge bestatten, sind die letzten Ruhestätten in München seit Jahren chronisch unterbelegt (siehe Kasten).
Gespenstische Ruhe breitet sich bis zum Jahr 2025 aus: 76500 freie Gräber soll es dann nach einer neuen Analyse der Stadt insgesamt geben – bei rund 10000 Münchnern, die pro Jahr im Durchschnitt sterben. Aus diesem Grund will der Stadtrat heute beschließen, dass die Münchner Friedhöfe zunächst mal nicht weiter ausgebaut werden.
Anders die Situation beim jüdischen Friedhof in der Ungererstraße: Juden haben ewiges Ruherecht – also wird dieser Friedhof irgendwann komplett ausgelastet sein. Und wird dann wohl erweitert werden.
Münchner Muslime können bereits seit dem Jahr 1959 im Waldfriedhof (Neuer Teil) ihre Gräber nach Osten (Mekka) ausrichten lassen. Seit längerem bemüht sich die Stadt, den Sargzwang in Bayern zu lockern – Muslime lassen sich traditionell nur in einem Leichentuch beerdigen.
Auf dem Westfriedhof, dem Waldfriedhof und dem Neuen Südfriedhof gibt’s derzeit knapp 1000 muslimische Gräber.
Der Bedarf ist stark steigend – mehr als 800 Plätze werden neu angelegt. Sebastian Müller