Besser als jede Gedenktafel
Amelie Fried, der Historiker Andreas Heusler und Gert Heidenreich beziehen Position: München braucht Stolpersteine für das Erinnern.
MAXVORSTADT Wo 1938 das Münchner Abkommen unterzeichnet wurde, in der Musikhochschule, stellte am Mittwochabend der Historiker Andreas Heusler sein neues Buch vor über „Das Braune Haus“ (DVA, 22,90 Euro). Mit dabei: TV-Journalist Gert Heidenreich und Moderatorin Amelie Fried. Dabei fielen deutliche Worte. Fried sprach von einer „unseligen Allianz zwischen OB Ude und Charlotte Knobloch“ – weil beide gegen Stolpersteine sind. Im öffentlichen Raum hat diese innovative Form des Gedenkens in München keine Chance.
Die Stolpersteine erinnern vor Häusern daran, welche Bewohner ins KZ deportiert wurden – bislang nur in der Viktor-Scheffel-Straße auf Privatgrund. Historiker Andreas Heusler sagt: „Sie sind eine neue Form des Erinnerns.“ Denn eine Gedenktafel nimmt nach zwei Monaten keiner mehr wahr. Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat bereits
15 000 solcher Steine in 345 Städten verlegt, allein in Hamburg gibt es 2380 davon. Hauptkritikpunkt von Zentralratspräsidentin Charlotte Knobloch ist, dass die Würde der Opfer nicht mit Füßen getreten werden soll.
"Ude und Knobloch haben sich geirrt"
„Das ist kein Grabstein, sondern eine Erinnerungsauslöser“, sagte Gert Heidenreich bei der Buchvorstellung. Er ist sich sicher, dass bei Ude und Knobloch „ein Missverständnis“ vorliegt. Heftigen Applaus bei den rund 300 Zuhörern erntete er für die Bemerkung: „Die beiden müssen sagen: Wir haben uns geirrt.“ Und Historiker Heusler befand, dass es die Stolpersteine „wert sind, dass man darüber nachdenkt“.
Die Münchner können sich bald ein Bild von den Steinen machen, allerdings nur im Kino: Am 6. November startet bundesweit die Doku „Stolpersteine.“
Katharina Rieger
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