Besonders hohe Ozonwerte in München: Warum das Reizgas so gefährlich ist
München - Die Gefahr ist nicht zu sehen und geruchlos: Doch das Reizgas Ozon ist beinahe überall. Die meiste Zeit im Jahr ist die Dosierung des Gifts in deutschen Städten und Gemeinden zwar nur gering. In den vergangenen Tagen erreichte der Anteil des Moleküls in der Luft jedoch vielerorts in der Republik bedenkliche Höhen – auch in Bayern.
Ozon-Belastung in Bayern gestiegen
Ab einem Schwellenwert von 120 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft gilt die Dosis aus Expertensicht als bedenklich und kann für Teile der Bevölkerung schädlich sein. An diversen Messstationen im Freistaat wurde dieser Wert in den vergangen Tagen jedoch überschritten – zum Teil sogar massiv. Das geht aus Daten des Bayerischen Landesamts für Umwelt hervor, die der AZ vorliegen.
Die Messwerte in der Landeshauptstadt und mehreren anderen Kommunen schrammten teils nur knapp an der Grenze von 180 Mikrogramm vorbei – ab dieser Marke müssen die Behörden die Bevölkerung über die Medien über die zu hohen Ozonwerte informieren.
Besonders hohe Ozonwerte in München
In München-Allach lag der Wert am Sonntagabend (18. Juni) bei 174 Mikrogramm, bei der Messstation München-Lothstraße bei 166, in Johanneskirchen waren es immerhin noch 159. Und auch am Samstag und am Montag lagen die Werte in der Landeshauptstadt nachmittags und abends zum Teil weit über dem eigentlichen Richtwert von 120.
Auch diverse andere Stationen rissen in den vergangenen Tagen mehrfach deutlich den 120er-Grenzwert. In Ingolstadt und Nürnberg erreichten die Werte am frühen Sonntagabend Werte zwischen 160 und 170 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft. Auch abseits der Metropolen wurden hohe Werte gemessen: In Saal an der Donau waren es 152, in Weilheim 148 und in Burghausen sowie Amberg sogar über 160.
Mögliche Anzeichen von zu viel Ozon: Kopfschmerzen, Husten und Augenreizungen
Zwar ist die hohe Konzentration an Ozon nicht sichtbar – mancher Bayer dürfte sie jedoch spüren: "Viele Menschen leiden an Tagen hoher Ozonkonzentration an Reizungen der Augen und Schleimhäute", heißt es beim Bundesumweltamt. Die Betroffenen husten oder ihnen tränen die Augen. Zudem kann Ozon Kopfschmerzen verursachen. Dem Bundesamt zufolge ist "die Empfindlichkeit der Menschen gegenüber Ozon sehr unterschiedlich ausgeprägt".
Etwa zehn bis 15 Prozent der Deutschen würden "besonders empfindlich auf Ozon reagieren. Besonders hohe Konzentrationen von Ozon können der Behörde zufolge sogar das Lungengewebe schädigen. Wetterexperte Jörg Kachelmann sagt über zu hohe Ozonwerte: "Die Luft ist hochgradig ungesund."
Wann zu viel Ozon für Kinder gefährlich werden könnte
Die Weltgesundheitsorganisation stuft Mengen ab 120 Mikrogramm für Kinder als gefährlich ein. Sie sollten bei solchen Werten keinen Sport im Freien machen. Andere Experten halten dagegen ältere Menschen oder Personen, deren Lungenfunktionen eingeschränkt sind, für besonders bedroht – diese sollten bei Werten über 120 anstrengende Tätigkeiten im Freien meiden.
Generell gilt: Nachmittags und abends sind die Ozonwerte weit geringer. In mehreren Städten in NRW wie etwa Düsseldorf wurde in den vergangenen Tagen bereits die kritische 180er-Marke übertroffen. Ab solchen Werten sollten auch jüngere Menschen ruhiger machen.
Wie Ozon entsteht und was den Ozonwert verstärkt
Wegen des teilweisen Regens lagen die Werte in Südbayern von Montag bis Mittwoch geringer als noch am Wochenende – in München und anderen Kommunen über mehrere Stunden jedoch mancherorts noch immer über der Schwelle von 120 Mikrogramm. Und mit den in den kommenden Wochen womöglich noch heißeren Temperaturen werden auch die Phasen mit hoher Ozonbelastung zunehmen.
Ozon entsteht immer in Verbindung mit viel Sonnenschein – besonders betroffen sind die Ballungsräume. Denn zentral für dessen Entstehung sind die Stickoxide, die hauptsächlich durch PKW entstehen. Unnötige Autofahrten zu vermeiden, hilft also auch die Ozonwerte gering zu halten. Wichtig ist auch die Wetterlage, etwa, wenn die Luft steht. Experten wie Kachelmann halten die Grenze von 180 Mikrogramm Ozon, ab der Behörden Alarm schlagen müssen, für zu gering. Eine Anhebung ist jedoch nicht geplant.
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