Berufe in München: Verdienen Sie gut genug?
Der mit 4,3 Prozent höchste Tarifabschluss seit 20 Jahren in der Metallbranche lässt auch viele Angehörige anderer Berufe auf mehr Geld hoffen. Doch welche Gehälter sind eigentlich üblich? In München liegt das Lohn-Niveau generell relativ hoch, allerdings geht die Schere zwischen den einzelnen Berufen weit auf. Die AZ zeigt in einer Tabelle 30 Berufe mit den Durchschnitts-Bruttogehältern im Überblick: Von der Arzthelferin über den Kfz-Mechaniker bis zum Bauingenieur
München - Mehr Geld! Am Wochenende hat sich die IG Metall mit den Arbeitgebern auf das höchste Lohn-Plus seit 20 Jahren geeinigt: 4,3 Prozent mehr erhalten die Beschäftigten in Deutschlands Schlüsselindustrie – 700.000 Beschäftigte arbeiten in Bayern in diesem Bereich, viele davon in großen und mittleren Betrieben in Oberbayern und München.
Aber wie sieht die Gehaltsstruktur in München generell aus? Fakt ist: In München und Frankfurt werden im Mittel die höchsten Gehälter gezahlt. In unserer Stadt sind dies für eine Vollzeitstelle 5626 Euro brutto im Monat – für viele ein unerreichbar hoher Wert. Wie groß das Gefälle ist, zeigt eine Gehaltsstatistik der Firma Personal Markt Services, die über eine der größten Gehaltsdatenbanken Deutschlands verfügt. Diese lässt sich unter gehalt.de einsehen. Die Spanne in München reicht von einem Rezeptionisten, der mit 2059 Euro brutto – das sind als Lediger 1392 Euro netto im Monat – auskommen muss, bis zum Vertriebsleiter, dem von seinen 10.651 Euro brutto immerhin 5972 Euro netto bleiben.
Viele hoffen jetzt nach dem Metaller-Tarifabschluss auf mehr Geld. Denn viele Arbeitnehmer haben trotz nominaler Lohnsteigerungen in den letzten elf Jahren real weniger Geld zur Verfügung – die Inflation hat das Lohnplus einfach aufgefressen. Von 2000 bis 2008 sank in Deutschland – als einzigem Land in der EU – der Reallohn um 0,8 Prozent. Auch 2009 verzeichneten die Statistiker ein Minus von 0,4 Prozent. Immerhin: 2010 und 2011 war der Lohnzuwachs um bis zu 1,5 Prozent stärker als die Inflation. Allerdings ist diese Entwicklung im vierten Quartal 2011 bereits wieder zum Erliegen gekommen.
Gerade deswegen kommen die deutlichen Tarif-Steigerungen vielen Arbeitnehmern gerade recht – und auch der Politik und vielen Ökonomen. Mitten in den Metalltarifverhandlungen hatte sich Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) für deutliche Gehaltszuwächse stark gemacht. „Lohnsteigerungen tragen auch zum Abbau von Ungleichgewichten innerhalb Europas bei. Aber wir müssen aufpassen, das wir nicht übertreiben“, so Schäuble.
„Von nun an sollten die Lohnstückkosten in Deutschland stärker zulegen als im Rest des Euroraums“, prognostiziert Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Wenn Deutschland teurer produziere, helfe dies den hochverschuldeten Peripherieländern bei der dringend notwendigen Aufholjagd. Denn die wären in der Lage, weiterhin günstiger produzieren. Höhere Lohnabschlüsse könnten den Steuerzahlern daher neue milliardenschwere Hilfsprogramme ersparen, schätzt der gewerkschaftsnahe Ökonom Gustav Horn.
Ein „kräftiger Schluck aus der Pulle“ ist also nicht nur gut für den Münchner Arbeitnehmer, sondern kann auch den Griechen aus der Patsche helfen? Na Prosit!
Weniger Geld, mehr Arbeit
Geringverdiener arbeiten so viel wie Gutverdiener
Kraftfahrer, Lagerarbeiter und Arbeitnehmer in der Gastronomie: Sie verdienen weniger als zwei Drittel des mittleren Stundenlohns, dabei müssen sie oft mehr arbeiten als die Kollegen.
Jeder vierte Geringverdiener (rund 900.000 Beschäftigte) arbeitet 50 Stunden und mehr in der Woche. Das geht aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor, auf die sich die „Berliner Zeitung“ beruft. „So lange Arbeitszeiten wie bei den Niedriglöhnern gibt es ansonsten nur am oberen Ende der Einkommensskala, also bei Gutverdienern in Vollzeit“, zitiert das Blatt den Autor der Studie, Karl Brenke.
Das DIW mahnt nicht nur das sozialpolitische Problem an, sondern führt auch gesundheitliche Risiken an: Nach dem Arbeitszeitgesetz darf die Wochenarbeit nicht dauerhaft länger als 48 Stunden sein.
Im Durchschnitt sind Vollzeitarbeitnehmer mit geringem Verdienst 45 Wochenstunden im Einsatz. Das sind zwei Stunden mehr als alle anderen Vollzeitbeschäftigten.
Unten im Lexikon: Jeweils der mittlere Gehaltswert pro Monat, Quelle: www.gehalt.de