Berti Gaßner ist tot: Servus, Münchner Wurst-König!

München - Unvergessen jener recht frühe Morgen vor über zehn Jahren: Die AZ durfte Münchens Kult-Metzger Berti Gaßner wenige Tage vor Wiesn-Beginn beim Wurst-Herstellen zuschauen. Das Gespräch war zeitweilig eher ein gegenseitiges Anschreien, ähnlich wie in einem vollen Bierzelt.
Doch beim Gaßner Berti kam der Lärm von der wuchtigen Maschine, die aus der Fleischmasse das Brät für die Würste macht. "Da kommen unsere Lehrlinge rein, wenn sie nicht brav sind", scherzte der Metzgermeister, nachdem er das Gerät ausgeschaltet hatte und es drüben in seinem urigen Marktstüberl die berühmten kesselfrischen Gaßner-Weißwürste gab.
Trauerfeier auf dem Waldfriedhof
Am heutigen Freitag bleiben ab zwölf Uhr alle Maschinen, Metzgerei und Marktstüberl geschlossen. Der traurige Grund: Berti Gaßners Trauerfeier und Beerdigung, die heute um 14.15 Uhr im Waldfriedhof (Neuer Teil) stattfindet. Im Alter von 84 Jahren ist der Senior-Chef des bekannten Familienunternehmens verstorben.
Schon lange Zeit war es um seine Gesundheit nicht mehr gut bestellt. Zuletzt musste er in einem Pflegeheim betreut werden, wo er nahezu täglich von Ehefrau Traudl oder einem anderen Familienmitglied besucht wurde.
Die Gaßner-Dynastie ist gesichert
Die Firmengeschicke leitet längst Sohn und Metzger-Innungs-Obermeister Andreas Gaßner (55), der inzwischen auch schon von seinem Sohn Toni (28) tatkräftig unterstützt wird. Die Gaßner-Dynastie ist also gesichert, was dem Senior-Chef so sehr am Herzen lag. Gegründet wurde das Unternehmen 1937 von Engelbert Gaßner in Altschwabing mit einem kleinen Metzgerladen in der Haimhauserstraße. Ein Jahr später kam Sohn Engelbert junior zur Welt, den alle von Anbeginn an nur Berti nannten.
Stück für Stück wurde der Betrieb vergrößert. Berti trat in die Fußstapfen seines Vaters - und sorgte dafür, dass 1992 Firma und Verkauf an die heutige Adresse, den Viehhof an der Zenettistraße, verlegt wurden. Auf dem großen Areal gibt es seit jeher auch das Marktstüberl, wo wochentags ab 7.30 Uhr ein ganz bunt gemischtes Publikum bei guter Hausmannskost beisammensitzt.
Ein "Metzger mit enormem Sachverstand"
"Berti war als Metzgermeister ein Vorbild, und er hat sich mit Herzblut auch für unseren Berufsstand eingesetzt", sagt Manfred Friedl, Zweiter Obermeister der Metzger-Innung, in deren Vorstand Gaßner viele Jahre sehr aktiv tätig war. Wirte-Urgestein Wiggerl Hagn betont: "Er war ein gstandner Kaufmann und Metzger mit enormem Sachverstand."
Für diesen, seinen Vater, schrieb Andy Gaßner nun die Trauerrede. "Es wird sehr schwer sein, diese zu halten", sagt er und erzählt von den letzten Stunden mit seinem "Papa" - als die Familie gemeinsam auch noch ein besonderes Lied von Andreas Gabalier angehört hat: "Amoi seg' ma uns wieder".