Bernie Ecclestone packt aus
Im Münchner Schmiergeldprozess äußert die Staatsanwaltschaft Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Briten – und der spricht über viele private Details, etwa den Saufkumpan von seiner Frau
MÜNCHEN Für den Formel-1-Manager Bernie Ecclestone (81) hat die Zeugenvernehmung vor dem Münchner Landgericht anscheinend eine therapeutische Wirkung. Er schweift in dem 31-Millionen-Schmiergeldverfahren gegen den Ex-BayernLB-Manager Gerhard Gribkowsky (53) gerne vom Thema ab.
Der sonst manchmal knorrige Renn-Zampano plaudert beinahe zügellos und unaufgefordert aus dem Familien-Nähkästchen.
So empört er sich erstmals öffentlich über die Hochzeit seiner Tochter Petra (22): „Ich sollte für die Hochzeit finanziell aufkommen. Aber allein die Kosten der Getränkeliste hielt ich für völlig absurd. Meine Ex-Frau und Tochter waren danach gegen mich sehr aufgebracht.”
Im Alleingang habe dann seine frühere Ehefrau, das ehemalige kroatische Model Slavica Radic (53), mit der Tochter die Hochzeitzeremonie vorbereitet. Ohne den Renn-Paten überhaupt zu fragen.
Petra ist im August 2011 in dem pittoresken italienischen Städtchen Bracciana (40 Kilometer von Rom entfernt) getraut worden. Sie findet in der Burg Castello Odescalchi, in der Tom Cruise seiner Katie 2006 das Ja-Wort gegeben hat, statt. Allein die Mietkosten für die Burg belaufen sich auf 350000 Euro. In der britischen Presse ist damals gestanden, dass der milliardenschwere Papa für den Hochzeitsrummel mit Paris Hilton als Star-Gast rund 5,5 Millionen Euro gezahlt hat. Das ist weit gefehlt.
„Erst später habe ich erfahren, dass für die Hochzeit zwölf Millionen Pfund (vierzehn Millionen Euro) ausgegeben wurde,” sagt Ecclestone vor Gericht. Die britischen Kollegen schreiben eifrig mit. So intime Details hört man nur selten von Bernie Ecclestone.
Damit will der Herr-Räder eines bezwecken: Dass er mit seiner Ex-Frau geschäftlich nichts zu tun hat und auch nie hatte. Zum Hintergrund: Der Angeklagte Gribkowsky soll ihn beim Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB angeblich erpresst haben. Entweder Ecclestone zahlt oder er verrät den britischen Finanzbehörden, dass nicht seine Ex-Frau (Scheidung 2009) die Fäden der Bambini-Stiftung (dort hat Ecclestone ein Großteil seines Vermögens erbschaftsteuerfrei geparkt) zieht, sondern Ecclestone selbst. Folge: Steuernachforderungen in Milliardenhöhe.
Am zweiten Tag seiner Zeugenvernehmung hat Bernie Ecclestone aber noch anderes ausgeplaudert. Und dem angeklagten Ex-Bankvorstand Gerhard Gribkowsky schwere Vorwürfe gemacht. „Herr Gribkowsky war sehr gut darin, mich subtil zu bedrohen und in Angst zu versetzen”, sagte der 81-Jährige. Er sei in seinem Leben zwar schon mehrfach bedroht worden. „Aber so noch nie.” Damit wurde Ecclestone deutlicher als am ersten Tag seiner Vernehmung, an dem er gesagt hatte, es habe keine direkten Drohungen durch den früheren BayernLB-Manager gegeben.
Aus Sorge vor einer Anzeige bei den Steuerbehörden habe er Gribkowsky deshalb Millionen gezahlt. „Wenn Sie jemand in liebenswürdiger Weise bedroht, dann muss man die Bedrohung aus der Welt schaffen”, sagte er.
Gribkowsky war nach Worten von Ecclestone mit seiner Arbeit bei der Bank nicht zufrieden und wäre lieber bei der Formel 1 eingestiegen. Wie auch viele andere Menschen habe er sich in die Formel 1 verliebt, sagte der Brite. „Er genoss den Lifestyle, die Lebensart.”
Die Staatsanwaltschaft geht hingegen davon aus, dass Ecclestone dem Banker 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld zahlte, um dafür zu sorgen, dass er den Verkauf der Formel 1-Anteile an den britischen Investor CVC in seinem Sinne regelte.
Die Anklagebehörde äußerte am Donnerstag Zweifel an der Glaubwürdigkeit Ecclestones. Der Formel 1-Chef hatte zuvor gesagt, nie mit seiner früheren Frau – die Ehe mit Slavica Ecclestone wurde im Jahr 2009 geschieden – über geschäftliche Dinge gesprochen zu haben. Diese Aussage steht aus Sicht der Staatsanwaltschaft im Widerspruch zu Angaben eines anderen Zeugen. Dieser habe berichtet, Ecclestones Frau habe ihm gesagt, dass es ein Problem mit Gribkowsky gebe.
Ecclestone widersprach energisch. „Sie war erbost darüber, dass ich immer noch geschäftlich tätig war. Ihr wäre es lieber gewesen, ich hätte mich schon zur Ruhe gesetzt”, sagte der 81-Jährige. Deshalb habe er nie mit ihr über seine Geschäfte gesprochen. Wie selbstständig die Ex geschäftlich agiert haben soll, macht Ecclestone schonungslos deutlich. „Meine Ex traf Gribkowsky bei verschiedenen Rennen. Sie haben gerne einen getrunken. Er war auch ihr Saufkumpane”, so Ecclestone. Nach seiner Vernehmung fliegt er nach Dubai. Gribkowsky wandert wieder in seine Zelle.