Berge ohne Schnee: So sieht Wintersport in 20 Jahren aus

Schon in 20 Jahren sind vielleicht die Hälfte der bayerischen Skigebiete nicht mehr schneesicher. Laut DAV gibt es aber Alternativen zum Skifahren.
Florian Zick |
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Die Ski nur noch in der Hand: Wie hier am Sudelfeld so könnte dem Deutschen Alpenverein zufolge in 20 Jahren auch in vielen anderen Alpen-Skigebieten der Schnee extrem knapp werden.
Matthias Schrader/dpa Die Ski nur noch in der Hand: Wie hier am Sudelfeld so könnte dem Deutschen Alpenverein zufolge in 20 Jahren auch in vielen anderen Alpen-Skigebieten der Schnee extrem knapp werden.

Schon in 20 Jahren sind vielleicht die Hälfte der bayerischen Skigebiete nicht mehr schneesicher. Laut DAV gibt es aber Alternativen zum Skifahren.

Die gute Nachricht für Wintersportler ist: In der Nacht auf Mittwoch hat es erstmals geschneit. Nicht in München natürlich und auch nur bedingt vom Himmel. Aber am Brauneck und im Skigebiet Sudelfeld war die Nacht erstmals diesen Winter kalt genug, dass die Pisten beschneit werden konnten.

Ohne die Schneekanonen freilich wären die Berge in den Alpen heuer noch ziemlich grün – und Besserung ist da auch nicht in Sicht. Selbst bei einem massiven Ausbau der Beschneiung, so eine Prognose des Deutschen Alpenvereins (DAV), wird in 20 Jahren womöglich nur noch die Hälfte der bayerischen Skigebiete schneesicher sein.

Welche Folgen das für den Wintersport und den Bergtourismus hat, kann man sich leicht ausmalen. Schon heute stehen vielerorts Hotels leer, in kleineren Skigebieten wurden die Sessellifte sogar schon wieder abgebaut „Wir müssen handeln – und zwar nicht erst in 20 Jahren, sondern jetzt“, fordert Experte Hanspeter Mair vom DAV. Sonst seien die Berggemeinden, die sich über die hundert Tage Schneezirkus finanzierten, bald nicht mehr überlebensfähig.

Unter dem Titel „Neue Wege wagen“ hat sich der DAV deshalb mehrere Alternativen für den Fall ausgedacht, dass Schnee Mangelware wird und die Berge irgendwann nicht mehr mit üppig weißen Pisten aufwarten können.

Tourengehen und Schneeschuhwandern
Das Tourengehen boomt. Als der DAV 1995 sein Projekt „Skibergsteigen umweltfreundlich“ gestartet hat, gab es etwa 80 000 Skitourengeher. Mittlerweile sind es mehr als drei Mal so viele. Ähnlich sieht es bei den Schneeschuhwanderern aus. Die Natur ist aufgrund des Wachstums in diesen Wintersportbereichen stark unter Druck geraten.

Um dem Trend keinen Einhalt gebieten zu müssen, hat der DAV deshalb zwischen dem Westallgäu und Berchtesgaden 500 Skitouren untersucht und dort gemeinsam mit dem Umweltministerium und dem Landesamt für Umwelt 230 Wald-Wild-Schongebiete ausgewiesen. Wenn diese Sperrzonen beachtet werden, könnte das Tourengehen durchaus zum Wintersport der Zukunft werden.

Skitouren auf Pisten
Immer mehr Wintersportler nutzen die präparierten Skipisten, um dort mit Tourenski gesichert aufsteigen zu können. Vielen Liftbetreibern waren die nicht-zahlenden Gäste auf der Piste jedoch ein Dorn im Auge. Die Folge waren zahlreiche Streckensperrungen. Seit einem Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshof steht jedoch nun fest: Die Natur muss für alle betretbar sein.

In dieser Wintersportsaison werden deshalb erstmals alle Pisten – mit wenigen Ausnahmen – durchgehend für Tourengeher geöffnet sein. Der DAV weist jedoch darauf hin: Verlassen darf man die festgelegten Aufstiegsrouten nicht, sonst kann es mit der uneingeschränkten Skitour-Freiheit auch schnell wieder vorbei sein.

Bergwandern im Winter
So ganz vorbei sein wird es mit dem Schnee in den Alpen zwar nie, sagen die Experten vom DAV. Und falls doch: „Dann fahren wir eben auch im Winter mit dem Mountainbike in die Berge“, sagt Hanspeter Mair. Vorläufig schlägt der passionierte Bergsteiger aber eine kleine Winterwanderung vor. Er selbst beispielsweise sei erst kürzlich am Sudelfeld aufgestiegen, bei Nebel und 20 Meter Sicht, auch das sei reizvoll gewesen. „Das sieht man Dinge“, sagt Mair, Schneekristalle zum Beispiel. „Wer in der Stadt weiß denn überhaupt noch, wie die aussehen?“

Tourenportal des Alpenvereins
Um Touren – egal, ob auf Skiern oder zu Fuß – besser planen zu können, hat der DAV vor anderthalb Jahren das Webportal alpenvereinaktiv.com entwickelt. Zu etwa 40 000 Touren sind dort detaillierte Informationen abrufbar: Streckenverläufe, Höhenunterschiede, topographische Karten. Und das Beste: Das Portal gibt es als App fürs Smartphone. So kann man die Bergtour jederzeit in der Hosentasche bei sich tragen.

Gesundheit und Bergsteigerdörfer
Die Berge werden nie aus der Mode kommen, sagt der DAV – auch wenn es mal keinen Schnee mehr gibt. Dabei muss es nicht immer schwer sportlich zugehen: Fackelwanderungen, Hüttenstammtische – vieles sei möglich. In den sogenannten Bergsteigerdörfern wird auch schon versucht, mit solchen Angeboten einen neuen Typ von Wintertourist anzusprechen.

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