Alles futsch! Wie der deutsche Staat auf Benko reinfiel
München/Wien - Es ist wohlfeil, im Nachhinein zu sagen, man habe es ja immer gewusst. Aber diese Pleite, die mit Blick auf Galeria auch eine Pleite des deutschen Steuerzahlers ist, war abzusehen. Dreimal in zwei Jahren bat Milliardär Benko für seine Warenhäuser um Staatshilfen – wer da nichts ins Grübeln kommt, freut sich wahrscheinlich gerade auf den Nikolaus. Zugegeben, auch die gegenwärtige Gemengelage – kaum von Corona erholt, Inflation, Kaufzurückhaltung, hohe Baukosten, gestiegene Zinsen für Kredite – ist nicht dazu angetan, große Umsätze zu machen.

Milliardär René Benko: Gespart am völlig falschen Ende
Doch gerade im Fall der Warenhäuser sind Probleme auch hausgemacht. Wo sparte Benko, der schon 2014 Karstadt übernommen hatte? Beim Service. Beim Personal. Genau in dem Bereich, mit dem man Onlinehändlern noch Konkurrenz machen konnte. Doch Benko ist kein Kaufmann.
Er sieht den Kunden nicht. Er sieht Grundstücke und Bodenwerte. Das muss man ihm nicht einmal vorwerfen; viel Geld machen zu wollen, ist nicht verwerflich. Aber der Umgang mit den Hoffnungen der Angestellten ist es. Die Blauäugigkeit des Staates ist es.
Signa-Holding von René Benko ist insolvent: Horrorvision für die deutschen Innenstädte
Eigentum verpflichtet, wer denkt heute noch daran? Sollte dies irgendwann das Ende von Galeria bedeuten, wäre dies auch ein Beben für die deutschen Innenstädte, für den Handel insgesamt.
Denn allen Abgesängen zum Trotz sind Warenhäuser immer noch Frequenzbringer. Mit Sachverstand wären zumindest einige zu retten. Nun aber bleiben Fragezeichen und Bauruinen mit ungewisser Zukunft, Brachen im Herzen der Städte, auch in München.

Benko-Pleite: Droht nun ein Leerstand neben dem anderen?
Mega-Leerstände in Fußgängerzonen, in denen es jetzt schon vielerorts Schwierigkeiten gibt, Ladenflächen neu zu vermieten, und die durch wachsende Unattraktivität weitere Leerstände provozieren. Dass aus diesem Desaster Lehren für die Zukunft gezogen werden, ist hoffentlich ein nicht nur frommer Wunsch.