Beliebter Münchner Club muss dichtmachen: Schwierige Suche nach neuem Standort

München - Am Sonntag war endgültig Schluss: Nach zwanzig Jahren öffnete der legendäre, europaweit bekannte Münchner Technoclub "Harry Klein" an der Sonnenstraße zum letzten Mal seine Türen.
Das geschah nicht freiwillig: Das Haus in Bestlage, in dessen Keller der Club untergebracht ist, wird abgerissen. Dort entsteht ein neues Hotel.

Standortsuche bleibt erfolglos: Münchner Clubs "Harry Klein" und "8below" müssen schließen
Die Betreiber blieben bisher erfolglos bei der Suche nach einem neuen Ort, wo sie den Club (zum dritten Mal nach dem Start auf dem Optimolgelände im Münchner Osten) wieder eröffnen könnten. Darum gibt es vorerst keine Nachfolge.
Ganz ähnlich ist es in der Schützenstraße 8 im Bahnhofsviertel: Der beliebte Club "8below" bleibt noch bis Ende Juni geöffnet. Dann wird das Gebäude entkernt und abgerissen.
Zur AZ sagt Sebastian Bauer, Betreiber des "8below", dass sie auf der Suche nach einem neuen Standort seien, aber "es hat sich noch nichts ergeben". Eine Zwischennutzung wäre keine Lösung: "Wenn, dann wollen wir etwas Festes haben für ein paar Jahre." Und: In der Innenstadt müsste es sein. "Wir haben uns wohl gefühlt direkt im Zentrum."
Aber Bauer gibt die Hoffnung noch nicht auf, dass es weitergeht. Er und sein Team haben sich in den 13 Jahren, in denen der Club bereits besteht, ein treues Publikum erarbeitet. Zu Beginn sei es schwer gewesen, "da waren die Abende oft leer". Jetzt sieht es im "8below" anders aus – allerdings vorerst nur noch bis Ende Juni.
Trotz wirtschaftlichem Erfolg: Clubsterben in München
Es sind eben nicht, wie man bei solchen Schließungen schnell vermuten würde, wirtschaftliche Probleme, die zu diesem erneuten Münchner Clubsterben führen. Sowohl das "Harry Klein", als auch das "8below" waren beliebte und gut besuchte Orte zum Feiern, die sich also auch wirtschaftlich durchaus rechneten.

Auch der oft vorgebrachte Lärmschutz ist kein Thema: Das "Harry Klein" zum Beispiel hat ein einzigartig gutes Lärmkonzept, der ganze Club ist als Raum im Raum gebaut. Dieser Kubus gibt keinerlei Schall an Wände oder ähnliches weiter. Auch beim "8below" gibt es keine nennenswerten Lärmbeschwerden – allein schon der Lage in Bahnhofsnähe geschuldet.
Clubsterben in München: VDMK schlägt Alarm
Für den VDMK, den Verband der Münchner Kulturveranstaltenden e.V., sind diese Schließungen ein Alarmsignal: "Wir haben viel zu verlieren", schreibt der Verband in einer Mitteilung und richtet Forderungen an die Stadt, den Freistaat und den Bund. "Es ist ärgerlich, weil das funktionierende Unternehmen sind, die sich tragen und rentieren würden", sagt David Boppert vom VDMK.
Aber selbst die in München bestens vernetzten Betreiber finden keine neuen Orte für ihre Clubs. "Die große Sorge des VDMK ist deshalb, dass es in der dichten, teuren Stadt zukünftig unmöglich sein wird, Räume zu besetzen und Freiräume zur Entwicklung neuer Kulturen zu schaffen", erklärt Boppert.
Clubs in München als erhaltenswerte Kulturgüter?
Auf Bundesebene hätte schon längst etwas getan werden sollen: Die vorherige Große Koalition aus CDU und SPD hatte geplant, Clubs als erhaltenswerte Kulturgüter einzustufen.
"In Bayern würde das bedeuten, dass Clubkultur dem Brauchtum gleichgestellt würde", so Boppert. Das haben aber weder die Groko noch die aktuelle Bundesregierung bisher umgesetzt.
VDMK: Stadt soll Clubs in Planung mit einbeziehen
Und die Stadt München? Die sollte bei der Planung von Neubauten Clubs mit einbeziehen, fordert der VDMK. "Wenn man es im vornherein mitplant, wäre es nicht zu teuer, zum Beispiel einen Teil einer Tiefgarage clubfähig zu bauen", sagt Boppert.
Aktuell sind es eher Clubs in Zwischennutzungen, wie zum Beispiel der "Blitz Club" auf der Museumsinsel, die in der Szene national und international für Aufsehen (und Tourismusbesuche) sorgen. Die aber immer mit der Unsicherheit leben müssen, in kurzer Zeit das Feld räumen zu müssen.
Münchner Clubsterben: Auch Metal- und Gothic-Clubs betroffen
Für den VDMK reicht das nicht: "So wird nichts nachwachsen", bilanziert Boppert. Dabei geht es auch nicht nur um elektronische Musik, auch Metal- oder Gothicläden kämpfen mit solchen Problemen.
Nach zwanzig Jahren musste jüngst zum Beispiel das "Nerodom", ein bayernweit beliebter Gothic-Club im Münchner Westend, schließen.