Bekenntnisse eines Gigolos: "Viele Frauen stehen auf Gärtner-Typ"
Der Mann wartet erst mal ab. In Jeans, T-Shirt und dunkler Sonnenbrille lehnt er draußen an der Wand eines Cafés in der Münchner City. Nicht mehr ganz jung, breiter Rücken, große Hände. Suchend blickt er über die Tische in der Sonne, dann tritt er heran. „Ich bin Johannes“, sagt er, „darf ich mich setzen?“ Johannes ist 49 Jahre alt, er lebt am südlichen Münchner Stadtrand.
Offiziell arbeitet er als Makler. Nebenbei arbeitet er als Gigolo und bietet Münchner Frauen Liebesdienste gegen Geld an. Mit Männern arbeitet er nicht. Nein, wir haben – wie verabredet – keinen Fotografen dabei, und ja, wir verwenden nur seinen Vornamen. „Gut“, sagt er, „was möchten Sie wissen?“
AZ: Johannes, ist das Ihr richtiger Name?
JOHANNES: Nein. Aber ich arbeite seit 13 Jahren mit der gleichen Telefonnummer.
„Sympathischer Er hat Zeit für Sie“ – ist das Ihr Standard-Inserat?
So, oder so ähnlich. Frauen mögen diese Formulierung, weil sie Raum für Interpretationen zulässt. Das erspart im Zweifel ein paar Peinlichkeiten.
Würden Sie das mal erklären?
Nehmen wir an, jetzt würde mein Telefon klingeln. Es wäre eine Dame dran. Sie würde vielleicht sagen: Grüß Gott, meine Dachrinne hat ein Loch. Mein Mann ist leider nicht da, um sich darum zu kümmern. Können Sie das reparieren?
Und, können Sie?
Natürlich. Ich bin gelernter KFZ-Techniker, ich kann so gut wie alles reparieren.
Aber da gibt’s dann gar keine Dachrinne?
Doch, natürlich. Darum geht es ja: Ich repariere die Dachrinne, die Frau kann mir zwei Stunden beim Arbeiten zuschauen und überlegen, ob sie Sex haben will.
Sie gehen nicht auf sie zu?
Ich mache erst mal gar nichts. Offiziell bin ich ja nur als Handwerker bestellt.
Was wird da so angefragt?
Der Wasserhahn in meiner Küche tropft. Mein Rasen müsste gemäht werden. Können Sie die Hecke schneiden? Gartenarbeiten haben die Damen besonders gern.
Wie kommt das?
Ich glaube, viele Frauen finden den Gärtner-Typ sexy. Wenn ich nicht ihr Typ bin, bezahlen sie mich für die Reparaturarbeiten – und ich gehe. Wenn ich gefalle, bekomme ich ziemlich klare Signale.
Wie sehen die aus?
Jede Frau ist anders. Manchmal bitten sie mich rein und bieten mir etwas zu essen oder zu trinken an. Manchmal stehen sie plötzlich da und haben nicht mehr viel Kleidung an.
Was passiert dann?
Was die Dame will.
Sex mit einem Fremden?
Sex. Oder Kuscheln. Manche wollen nur Geborgenheit. Manche wollen einen guten Liebhaber für längere Zeit.
Sind das alleinstehende Frauen?
Sie sind allein im Haus. Aber die wenigsten sind alleinstehend. Es gibt so viele einsame, reiche Frauen in München, das können Sie sich gar nicht vorstellen.
Wo sind ihre Männer?
Beruflich unterwegs meistens oder beim Golfen oder bei Segeln, wer weiß das schon. Sie sitzt zuhause in der riesigen Villa mit großem Garten und kein Mann ist da, der sie in den Arm nimmt. Wenn der Ehemann dann heim kommt, setzt er sich vor den Fernseher, und im Bett läuft wieder nichts. Ich höre oft: „Ich habe alles – und nichts.“
Können Sie mit jeder Frau einfach so ins Bett gehen?
Ja, meistens schon. Ich mag Sex. Ich denke jeden Tag an Sex und ich kann immer Sex haben, auch drei Mal am Tag. Ein bisschen Sympathie muss natürlich schon da sein.
In welchem Alter sind Ihre Kundinnen?
In jedem. Wenn eine Frau einigermaßen schlank ist und ein bisschen Oberweite hat, frage ich nicht, ob sie 40 ist oder 70.
Was verlangen Sie für Ihre Dienste?
Ich nenne keinen bestimmten Betrag. Die Frauen geben mir einfach, was ich ihnen wert bin. 200 oder 300 Euro, je nachdem.
Pro Stunde?
Nein, meistens bleibe ich die ganze Nacht. >
Auch länger?
Wenn eine Frau Spaß mit mir hat und länger mit mir zusammen sein will, fahre ich auch mal mit zu einen Kurzurlaub. Garmisch, Kufstein, Salzburg. Was nah genug liegt für ein paar Tage.
Was verdienen Sie so in ihrem Nebenjob?
Unterschiedlich. Aber im Schnitt etwa 1500 Euro im Monat plus Kleider, Autos, Champagner.
Mit einem eifersüchtigen Ehemann hatten sie noch keinen Ärger?
Nein, ich bin noch nie erwischt worden.
Manche Frauen verlieben sich beim Sex. Kennen Sie das?
Natürlich. Ich hatte mal eine Kundin, die hatte eine Villa im Osten von München und ein zweites schönes Haus in Niederbayern. Sie hatte mich angerufen, damit ich ihr die alte Küche aus- und eine neue wieder einbaue. Nach ein paar erotischen Abenteuern wollte sie, dass ich bleibe. Ich wurde ihr Privat-Chauffeur.
Kein guter Job?
Sie brauchte mich praktisch rund um die Uhr. Erst wollte sie mir den Porsche schenken, mit dem ich sie herumgefahren habe. Dann wollte sie mich heiraten. Das war einfach zu viel.
Die Aussicht auf ein sorgenfreies Leben ist nicht verlockend?
Das wäre es ja nicht. Ich habe noch nie eine Frau geliebt. Verliebt sein dauert vielleicht drei, vier Monate, dann kommt die Realität, oder?
Nicht immer!
Ich kann keine Ehefrau gebrauchen, die ständig fragt: Wo bist du? Was machst du? Was denkst du? Mit einer festen Partnerin hat man entweder Ärger oder Langeweile – und ich will einfach machen, was ich will. Ich lebe wie eine Katze, ich gehe meine eigenen Wege.