Beinahe-Unfälle am S-Bahnhof Fasanerie: Züge fahren jetzt deutlich langsamer

Das Eisenbahn-Bundesamt hat auf die Beinahe-Unfälle am provisorischen Bahnübergang Fasanerie reagiert und ein Tempolimit für die durchfahrenden Züge ausgesprochen.
Guido Verstegen
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Absperrbänder und ein Mann sichern einen defekten Bahnübergang am Münchner S-Bahn Haltepunkt Fasanerie (undatierte Aufnahme).
Absperrbänder und ein Mann sichern einen defekten Bahnübergang am Münchner S-Bahn Haltepunkt Fasanerie (undatierte Aufnahme). © Bundespolizeiinspektion München

Fasanerie - Das Gefahrenpotenzial ist unübersehbar: Gleich zweimal binnen weniger Monate wäre es am Bahnübergang Fasanerie fast zu Unfällen mit möglicherweise schlimmen Folgen gekommen. Aktuell wird der Übergang per Absperrband manuell geschlossen und geöffnet. 

Risiko-S-Bahnhof Fasanerie: Nun gilt ein Tempolimit für Züge 

Im Januar hatte eine Schnellbremsung des Zugführers verhindert, dass eine S-Bahn in einen Pulk aus Autos und Fußgängern raste, Ende März wären an dem S-Bahnhaltepunkt um Haaresbreite eine Regionalbahn und ein Auto zusammengestoßen.

Nun hat das Eisenbahn-Bundesamt reagiert und eine deutliche Reduzierung der Geschwindigkeit der dort durchfahrenden Züge veranlasst. Das bestätigte eine Sprecherin der Bundespolizei am Donnerstag auf AZ-Anfrage.  

"Reger Zugverkehr": Verkehrsbehinderungen mit neuer Regelung nicht ausgeschlossen

Demnach dürfen die Züge nicht schneller als 40 Stundenkilometer gefahren werden, was dem sogenannten "Fahren auf Sicht" entspreche. Bisher war eine Maximalgeschwindigkeit von 140 Stundenkilometern erlaubt.

Diese Entscheidung hat die DB in Abstimmung mit dem Eisenbahn-Bundesamt getroffen. Sie gilt seit 31. März. "Die Züge sind im betroffenen Abschnitt aktuell mit entsprechend verringerter Geschwindigkeit unterwegs. Die S-Bahnen fuhren in diesem Bereich bereits vorher schon nicht mit der maximal zulässigen Streckengeschwindigkeit, da sie an der Station Fasanerie halten, welche sich unmittelbar am Bahnübergang befindet", so ein Bahnsprecher gegenüber der AZ.

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Die Sprecherin der Bundespolizei weist darauf hin, dass es auf der Strecke "sehr regen Zugverkehr" gebe und mit  der neuen Regelung erhebliche Verkehrsbehinderungen nicht auszuschließen seien: "Der Übergang bleibt ja deutlich länger geschlossen."

Beinahe-Unfälle: Ermittlungen gegen Schrankenwärter laufen weiter

Die Ermittlungen zu den Beinahe-Unglücken laufen indes weiter, in beiden Fällen war derselbe Mitarbeiter involviert.

Zu den strafrechtlichen Konsequenzen für den Mann wollte sich die Sprecherin nicht weiter äußern: "Die Bundespolizei ermittelt wegen Gefährdung des Bahnverkehrs vorrangig gegen den Schrankenwärter und wegen des Verdachts der Strafvereitelung auch gegen mindestens einen weiteren DB-Mitarbeiter."

Fasanerie: Schrankenanlage derzeit nicht voll funktionstüchtig

Eine Sicherung mit Personal vor Ort sei "nicht ungewöhnlich", betonte sie. Das käme bundesweit in Einzelfällen immer wieder vor,  es gebe dazu klare Regelungen: "Das eingesetzte Personal ist entsprechend ausgebildet und qualifiziert."

Weil an dem Bahnübergang seit geraumer Zeit Reparatur-Arbeiten laufen, ist die Schrankenanlage nicht voll funktionstüchtig. Sie wird von einem Schrankenwärter und durch zwei Sicherungsposten gesichert: Trotz des gemeldeten und ankommenden Zuges war sie in beiden Fällen aber vor der Haltestelle geöffnet.

Bahnübergang Fasanerie muss komplett erneuert werden

Zur aktuellen Situation erklärt ein Sprecher der Bahn der AZ: "Der Bahnübergang Fasanerie wurde durch einen Straßenverkehrsteilnehmer am 24. August 2022 stark und irreparabel beschädigt. Der Bahnübergang kann nicht repariert werden, sondern muss wegen der Beschädigungen komplett erneuert werden. Das umfasst deutlich mehr als nur neue Schranken und Antriebe: Da es sich um einen älteren Bahnübergang handelt, müssen sämtliche Bestandteile und Komponenten der Anlage komplett neu errichtet werden, also beispielsweise auch ein Technikhäuschen erstellt und neue Sensortechnik am Gleis verbaut werden."

Bis an der Gefahrenstelle alles wieder beim Alten ist, gehen noch einige Wochen ins Land. Die Deutsche Bahn rechnet damit, dass der neue Bahnübergang um die Jahresmitte in Betrieb geht.

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7 Kommentare
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  • FredC2 am 06.04.2023 21:50 Uhr / Bewertung:

    Krass! Aber schon mal gut, dass die 2.Stammstrecke ohne derartige Übergänge auskommt (tut sie doch?!?!?) Anderenfalls wäre die nämlich erst frühstens 2040 funktionstüchtig.

  • AK1 am 07.04.2023 17:51 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von FredC2

    Bahnübergänge werden seit Jahrzehnten bei Neubaustrecken nur in absoluten Ausnahmefällen mal noch gebaut.
    Bei der 2. Stammstrecke gibt es solche Ausnahmen selbstverständlich nicht. Da sie überwiegend im Tunnel liegt, wäre das aber sowieso auch eher schwierig zu realisieren.
    Ach so ja, googeln Sie mal noch den Unterschied zwischen Neubau und Reparatur... Dann kommen Sie nicht mehr auf so seltsame Schlussfolgerungen.

  • tutnixzursache am 06.04.2023 17:24 Uhr / Bewertung:

    Deutschland im Jahr 2023… was für eine extreme Spezialtechnologie muss da nötig sein, um eine Schrankenanlage zu reparieren, die im August 2022 beschädigt wurde?

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