Beim Brandschutz brennt’s

Die Stadt München befürchtet Millionenkosten wegen der immer strengeren Auflagen. Die Feuerwehr klagt dagegen über eklatante Mängel – auch in Schulen. „Mir wird Angst und Bange, wenn ich an die Kosten für kleine Betriebe und Vereine denke", sagt Stadträtin Stachowitz.
von  Abendzeitung
Feuerwehr im Einsatz.
Feuerwehr im Einsatz. © ap

Die Stadt München befürchtet Millionenkosten wegen der immer strengeren Auflagen. Die Feuerwehr klagt dagegen über eklatante Mängel – auch in Schulen. „Mir wird Angst und Bange, wenn ich an die Kosten für kleine Betriebe und Vereine denke", sagt Stadträtin Stachowitz.

MÜNCHEN Es brennt - und zwar beim Brandschutz. Zum Unmut vieler Hausbesitzer werden Auflagen immer strenger und teurer. Allein der Stadt stehen Kosten von rund 180 Millionen Euro ins Haus. Und das gilt nur für Schulen und Kindergärten „Es ist der Wahnsinn, was auch für Private ins Rollen kommt“, meint Stadträtin Diana Stachowitz (SPD): „Mir wird Angst und Bange, wenn ich an die Kosten für kleine Betriebe und Vereine denke.“

Angst und Bange wird es aber auch der Feuerwehr, wenn sie auf Streifzug durch die 130000 Münchner Gebäude geht: Elektrokabel hängen herum, Brandschutztüren sind versperrt, Fluchtwege verstellt, zu Kopierräumen umfunktioniert oder mit brennbaren Materialien vollgestopft.

Deshalb wurde die Brandschutzgruppe der Feuerwehr neu organisiert und auf 55 Beamte verstärkt. Seit die mit Computern und nicht mehr mit Karteikästen arbeiten, hat die Gruppe deutlich mehr Schlagkraft, so Münchens Feuerwehrchef Wolfgang Schäuble.

Im Jahre 2005 waren die Brandschützer 8400 Mal auf der Suche nach Brandschutzmängeln, im vorigen Jahr 12000 Mal. Voriges Jahr verschickte sie 6000 Bescheide.

Die Stadt hadert seit Jahren mit ihrer Feuerwehr, seit diese strenger hinschauen kann. Inzwischen gibt es eine ständige Arbeitsgruppe mit Feuerwehr, städtischem Baureferat und Schulreferat. 640 Gefahrenbescheide hat die Feuerwehr der Stadt in den vergangenen zehn Jahren geschickt. Die dicksten Brocken: das Deutsche Theater und das Stachus-Untergeschoss – in das die Stadtwerke schon 14 Millionen Euro investiert haben. Zuletzt traf es die Schulen am Winthirplatz und in der Alfonsstraße mit zusammen zehn Millionen Euro.

Drohen Schulen und Tagesstätten jetzt die Schließung? „Nein“, sagt Feuerwehrchef Schäuble: „Es muss noch kein Gebäude geschlossen werden.“

Sind die Vorschriften nicht zum Teil überzogen, wie viele Hausbesitzer klagen? In München gab es nach Angaben von Stadträtin Stachowitz Auflagen wie: Keinen Uhu-Kleber in Kindergärten verwenden, weil der entflammbar ist. Oder: Ein Fluchtweg war 20 Zentimeter zu kurz. Oder: In einem Kindergarten musste die Garderobenleiste aus Holz gegen eine aus Metall ersetzt werden.

Schäuble: „Es ist sehr knifflig, eine vernünftige Sicht für die Gefahr zu gewinnen. Aber wenn es brennt, sehen manche die Sache anders, die sich vorher geärgert haben.“ So habe die Feuerwehr häufig Probleme bei Löscharbeiten, weil der Brandschutz nicht korrekt war. Warum sind auch ältere Gebäude betroffen? Schäuble: „Weil sie entgegen den alten Bauplänen heute verändert wurden.“Willi Bock

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