Beide Brüste amputiert: Frau verklagt Arzt

Die Schriftstellerin Paula F. ertastet einen Knoten und lässt sich untersuchen. „Da ist nichts“, sagt der Mediziner und schickt sie nach Hause. Ein Spezialist stellt später fest: Es ist Krebs.
München - Eine falsche Brustkrebsdiagnose hat das Leben der Schriftstellerin Paula F. (Name geändert) völlig verändert. Beide Brüste mussten ihr abgenommen werden, weil der Arzt die fatalen Knoten nicht rechtzeitig erkannt hat. Die 52-Jährige sagt heute: „Ich lebe immer noch in Todesangst, fürchte, dass der Krebs noch weiter ausstreut.“ 80000 Euro Schmerzensgeld und Schadensersatz hat ihr das Oberlandesgericht München (OLG) in einem Vergleichvorschlag zugesprochen. Die Ärzte-Versicherung will über den Vorschlag noch beraten. Der Anwalt der Ärzte signalisierte aber bereits: „Der Vorschlag ist realistisch.“
Rückblick: Im Sommer 2008 ertastet die Werbetexterin und Heimatkrimi-Autorin an der rechten Brust einen Knoten. Sie geht zu einem Frauenarzt in Bad Reichenhall. Der Mediziner tastet die Brust ab und gibt Entwarnung: „Da ist nichts.“ Der Arzt nimmt keine weiteren eingehenden Untersuchungen vor und schickt Paula F. (Rechtsanwalt: Martin Schmid) wieder nach Hause. Dennoch ist Friederike F. weiterhin in Sorge.
Fast täglich tastet sie sich ab: „Es juckte und zwickte mich. Ich wollte es nur noch loswerden.“ Die gebürtige Hamburgerin, die seit zehn Jahren im Berchtesgadener Land lebt und den Stoff für ihre Bücher von den Einheimischen abschaut, geht ein Jahr später wieder zu ihrem Arzt. Auch diesmal bemerkt er nichts und hält die Verhärtung für harmlos. Aber Paula F. lässt nicht locker. Schließlich wird sie an einen Spezialisten überwiesen, der eine Mammographie anfertigt.
Sofort wird ein Termin für die Operation bestimmt. Beide Brüste, die von bösartigen Krebstumoren befallen sind, müssen abgenommen werden. Mehrere Herde
Brustkrebs
Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Nur jeder hunderste Betroffene ist ein Mann. 80 bis 90 Prozent der Geschwulste werden von den Frauen selbst entdeckt. Die Selbstuntersuchung soll fünf bis sieben Tage nach Einsetzen oder kurz nach Ende der Regelblutung durchgeführt werden. Kostenlose Anleitungen zur Selbstuntersuchung gibt es beim Frauenarzt. Ein Nutzen der Selbstuntersuchung ist umstritten:
Frauen, die ihre Brust selbst untersuchen, haben Studien zufolge keinen nachweisbaren Überlebensvorteil. Der Arzt führt neben der manuellen Untersuchung eine Röntgenaufnahme der Brust durch, eine Mammographie. Die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) gehört heute zu jeder Brustuntersuchung, wenn es um die Abklärung unklarer Befunde geht. Die Therapie von Brustkrebs stützt sich auf drei Säulen: Die OP, die Bestrahlung und die Behandlung mit Artzney. Die Prognose wird häufig in 5-Jahres-Überlebensraten angegeben. Nach dieser Zeit nimmt das Risiko für einen Rückfall deutlich ab. Fünf Jahre nach der Diagnose sind 83 bis 87 Prozent der Frauen noch am Leben.