Bei musizierenden Wirten

Von Wanja Belaga
Der Pianist und Maler (42) hatte Konzertclubs wie die Monofaktur – und eröffnet dieses Wochenende die Kunst-Bar „Provisorium“.
Hier erzählen Menschen der Stadt, wie sie ihr Wochenende verbringen: Heute ist das Wanja Belaga, der mehr Klavier spielen will und stolz altbekannte Stadtviertel neu entdeckt
Ausschlafen wäre am Freitag ein guter Start ins Wochenende – schließlich haben wir am Vorabend unsere Kunst-Bar, das Provisorium, in der Lindwurmstraße 37 eröffnet. Mit einer Ausstellung von Christoph Göpners und meinen Bildern.
Früher war unser Provisorium eine bayerische Wirtschaft in der Lindwurmstraße, und bis die nächstes Frühjahr in ein Hotel verwandelt wird, nutzen wir den Raum für Lesungen, Ausstellungen – und als Bar. Freitag werde ich auch erst einmal dort hinschauen – es ist ja unser erstes Wochenende.
Zwischendurch will ich meinen Freund Wladi in seiner Cooperativa in der Jahnstraße besuchen: Eigentlich ist er Cellist. Also auch ein musizierender Wirt, im Gegensatz zu mir ein studierter, ich habe ja an er Kunstakademie studiert. In der Cooperativa kann ich eine Pause machen, muss mich um nichts kümmern, und gutes Essen haben sie auch.
Jetzt werde ich sicher wieder mehr in der Isarvorstadt und im Glockenbachviertel unterwegs sein, dann schaue ich auch mal wieder bei Anti, dem Griechen in der Jahnstraße vorbei. Überhaupt will ich viel durch das Viertel spazieren, schauen, was sich verändert hat. Bevor ich nach Schwabing und später an den Stadtrand gezogen bin, habe ich hier gelebt, und es hat sich viel getan. Das Glockenbachviertel ist im Wandel, da hat schon die nächste Generation übernommen. Für mich ist das schon ein bisschen zu viel Trubel, ich bin ja keine 20 mehr.
Aber ich bin stolz auf unsere Stadt, meine Heimat seit 30 Jahren – es gibt so viele Leute, die hier etwas auf die Beine stellen.
Später am Freitag schaue ich im Salon Irkutsk nach dem Rechten, meinem franko-slawophilen Kultursalon in Schwabing. Ob die Raucher auch leise sind vor der Tür und alles. Wie ich den Samstag beginne, weiß ich noch nicht genau, aber ich gehe gern zum Kaffee trinken und Zeitung lesen in die Villa Stuck. Gerade am Vormittag ist da noch nicht viel los, und besonders der Garten ist wunderschön.
Im Nomiya, beim bayerischen Japaner in der Wörthstraße esse ich auch gern: Der Ferdl, der Wirt, hat an der Kunstakademie beim gleichen Professor studiert wie ich. Und in seinem Laden verbindet er zwei Kulturen, wie es der Salon Irkutsk auch tut. Es ist nett dort, manchmal laufen Musiker durchs Nomyia und spielen ein Ständchen.
Am Abend werde ich wieder im Provisorium sein, da legt Jonathan Fischer auf. Was ich gern mache, ist einfach durch die Stadt zu spazieren und zu radeln. Wenn ich Zeit habe, fahre ich durch den Englischen Garten durch, raus aus der Stadt. In die Natur.
Nur die Kunst kommt gerade ein bisschen zu kurz. Eigentlich sollte ich zwei, drei Stunden am Tag Klavier spielen, um in Form zu bleiben. Im Moment ist es aber eher eine Stunde alle zwei, drei Tage. Dabei kommt jetzt endlich meine erste CD heraus.
Am 31. Juli präsentiere ich sie im Salon Irkutsk. Auf unserem alten Jugendstilklavier. Ein sehr charmantes Instrument, auch wenn es nur mäßig geeignet für mich ist: Ich reagiere sehr empfindlich auf das Klavier, wenn ich spiele, dann krieche ich richtig rein. Ich spiele teilweise schräg, teilweise fürs Herz. Da bin ich einfach Russe, emotional. Ich bin selbst überrascht, wie gut das ankommt, das Spielen habe ich mir selbst beigebracht.
Aber ich sollte üben: Ich bin jemand, der entweder zaubern kann – oder gar nichts kann.