Bei Comedy versteht das KVR keinen Spaß
München - Montags in der Für-Freunde-Bar, dienstags im Holzkranich, mittwochs im Riffraff: Wer in München Lust hat zu lachen, kann täglich zu einer offenen Comedy-Bühne gehen oder selbst auf der Bühne stehen.
"Die Münchner Szene ist in den vergangenen zweieinhalb Jahren entstanden und rasant gewachsen", sagt Comedian Nico Kosian (33). "Nirgendwo wächst die Szene so schnell und ist die Qualität so hoch." Kosian muss die Münchner Szene loben, denn seit dieser Woche ist er auch Comedy-Veranstalter – er macht die Riffraff Punchlines in der gleichnamigen Kneipe in Giesing.
Auch Thomas Hermanns sieht das ähnlich wie Nico Kosian: Zweimal in der Woche lädt Hermanns seit Januar zum Quatsch Comedy Club ins Werksviertel. Kneipen für Open Mics zu finden ist allerdings nicht so einfach, wenn man nicht Thomas Hermanns ist. Denn für regelmäßige Veranstaltungen braucht die Wirtschaft eine spezielle Genehmigung.
Spezielle Genehmigung erforderlich
Das Riffraff als "Schank- und Speisewirtschaft mit regelmäßigen Kleinkunstdarbietungen" hat eine solche Genehmigung. Die meisten anderen Bars jedoch nicht. Sie dürfen im Jahr maximal 24 Veranstaltungen durchführen, wobei sich die Zahl auf eine Gerichtsentscheidung stützt, die diese Anzahl als noch verträglich angesehen hatte.
"Bei wöchentlichen Veranstaltungen, wie es in der Szene üblich ist, bist du im Juni durch", sagt Kosian. Das Open Mic "Lola Land" in der Lola Bar in der Ickstattstraße musste deshalb raus. Der Barchef hat laut Kosian anderen Veranstaltungen den Vorzug gegeben. Deshalb haben Kosian und andere Comedians Kontakt mit der Politik aufgenommen: Der SPDler Lars Mentrup versucht nun, zwischen Verwaltung und Comedians zu vermitteln.

Mentrup führt in einem Brief an KVR und Lokalbaukommission (LBK) an, dass die Veranstaltungen einen "nichtgewerblichen Charakter auf Spendenbasis" haben, lediglich mit Mikro und Lautsprechern verstärkt werden und die Besucherzahlen zwischen 40 und 90 Personen liegen. "Das ist Kultur für alle, da kann sich jeder ausprobieren", sagt Lars Mentrup. Deshalb regt er an, ein Gespräch über die künftige Handhabung von Comedy-Veranstaltungen zu führen. "Kann man leise bis 22, 23 Uhr gehende unkommerzielle Spoken-Word-Performances anders behandeln als laute bis in die tiefe Nacht gehende, kommerzielle Partyabende?", fragt Mentrup in seinem Brief.
SPD-Politiker will vermitteln
Das KVR findet: Nein – zumindest auf eine Anfrage der AZ. KVR-Sprecher Johannes Mayer sagt: "Gewinnerzielungsabsicht liegt vor, denn der Gastwirt stellt ja eine Mischkalkulation an und erwartet sich auf jeden Fall Gewinn durch Speisen-/Getränkeumsatz und Werbung für sein Lokal." Zudem gehe Lärm nicht nur von Darbietungen als solche aus, sondern auch von Besuchern, die vor der Tür rauchen oder Autotüren schlagen.
Den einzigen Ausweg, den das KVR sieht: "Sofern bei Kabarett-, Comedy- oder Poetry-Slam-Veranstaltungen im konkreten Gaststättenbetrieb keine Beschwerden auftreten, kann in Abstimmung mit der LBK eine Betriebsartänderung – etwa zur ,Schank- und Speisewirtschaft mit regelmäßigen Kleinkunstdarbietungen’ – baurechtlich zugelassen und gaststättenrechtlich konzessioniert werden. In einem solchen Fall nämlich wäre die Beschränkung auf 24 Veranstaltungen pro Jahr hinfällig." Die Antwort an Lars Mentrup und ein Gespräch mit den Comedians steht aber noch aus.
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