„Behalten Sie mich a bisserl in Erinnerung“

Wie Hugo Strasser sich bei seinen letzten Auftritten leise verabschiedete.
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So bleibt er uns im Gedächtnis: Hugo Strasser mit seiner Klarinette – hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2005.
imago So bleibt er uns im Gedächtnis: Hugo Strasser mit seiner Klarinette – hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2005.

München - Am 7. April 2012 feierte Hugo Strasser seinen 90. Geburtstag – natürlich auf der Bühne. Wo denn auch sonst? Damals dachte er in keinster Weise ans Kürzerttreten oder gar ans Aufhören. Nein, er spielte einfach weiter auf Bällen, Galas und Konzerten – immer bis tief in die Nacht hinein. Wie hat er damals doch gesagt? „Solange ich noch nicht rausgeschoben werden muss, spiel ich.“ Und so war es fast bis zum Schluss.

Denn seinen Vorsatz konnte er am Ende doch nicht ganz durchhalten. Bei seinen letzten Konzerten musste er tatsächlich rausgeschoben werden – im Rollstuhl. Der Krebs hatte ihn auf seiner letzten Wegstrecke doch noch erwischt – Blasenkrebs.

Einen seiner letzten großen Auftritte absolvierte der gebürtige Schwabinger am 23. Januar im Deutschen Theater. Volles Haus, große Bühne – die traditionsreiche „Ballnacht“ in der Schwanthalerstraße war stets sein Herzensanliegen. „Ich hoffe, das noch ein paar Jahre präsentieren zu können in diesem wunderbaren Haus“, sagte er seinem Publikum, das ihn feierte.

Zu seinem allerletzten Auftritt ging’s dann am 28. Februar in diesem Jahr ins Kubiz nach Unterhaching. Die Bigband „Teachers Groove“ aus dem Chiemgau trat dort auf – ihr Special Guest: Hugo Strasser, der mit ihnen schon oft aufgetreten war.

Hugo Strasser spielt an diesem Abend Klarinette, wie immer. Nur seine Ansprache ans Publikum ist anders als sonst, ernst und auch richtig traurig. Er spricht sehr, sehr leise – das Publikum ist mucksmäuschenstill – ins Mikrofon. „Ihr seid so lieb zu mir.“ Und weiter: „Es ist nicht zu beschreiben, wie das ist. Mit einem Schlag kriegt man Krebs.“

Dann geht’s weiter mit Musik, wie immer spielt Hugo Strasser Klarinette. Nach der letzten Zugabe gibt er seinem treuen Publikum noch eines mit auf den Weg – er verabschiedet sich richtiggehend: „Behalten Sie mich a bisserl in Erinnerung.“ Als würde man einen wie ihn jemals vergessen können.

Er hat sogar Spuren hinterlassen, die man ertasten kann: Seine Handabdrücke – ebenso wie die von seinen Spezln Max Greger († 2015) und Paul Kuhn († 2013) – befinden sich im Pflaster vor dem Friedrichstadtpalast in Berlin.

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