Befreiungshalle: Ende eines Kult-Klos
Münchner Männer haben ein Stück Heimat verloren: die „Befreiungshalle“ am Augustinerkeller in der Arnulfstraße. Das achteckige Pissoir, das einer rostigen Regenrinne unter Kastanienbäumen ähnlich sah, hatte in der Stadt Kultstatus und fand sogar seinen Weg in spezielle Reiseführer. Jetzt ist das Freilicht-Häusl abgerissen, genauso wie die Standl für Hendl, Bier, Auszogne und warme Speisen des bedienten Bereichs.
MÜNCHEN - „Wir bauen um, damit der Biergarten den heutigen Anforderungen entspricht“, sagt Augustiner-Wirt Christian Vogler der AZ auf Nachfrage. Bislang waren die Buden aus Holz und bei kühlem Wetter zog es oft durch die Ritzen. Jetzt sollen die Gartenausgaben betoniert und mit Ziegeln und Holz verkleidet werden. „Es wird aber alles original wieder aufgebaut, sodass die Gäste den Unterschied gar nicht wirklich sehen“, sagt Vogler.
Im März, überpünktlich zur Biergartensaison 2012, soll der renovierte Augustinerkeller eröffnen. Und frisch renoviert geht es dann auch ins 200-jährigen Jubiläum der Traditionswirtschaft. Die „Befreiungshalle“ soll in den Monaten danach wieder aufgebaut werden – ein passender Platz fürs Örtchen ist noch nicht gefunden. Die Kosten tragen die Augustiner-Brauerei und der Wirt gemeinsam.
Eine Neuerung wird es aber doch geben: eine unterirdische Damentoilette im Biergarten. Bisher gingen die meisten Frauen in den Innenbereich der Gaststätte. Ob und wenn ja, welchen kreativen Namen dieser Abort als Gegenstück zur „Befreiungshalle“ erhalten wird, ist aber noch unklar.
Nicht sichtbar ist die Neuerung, dass auch die Essensstandl unterkellert werden – eine bauliche Maßnahme, die vor allem der Logistik im Biergarten zu gute kommt. „So servieren wir warme Speisen wie Schweinsbraten mit Knödel noch schneller, frischer und heißer an den Tischen“, sagt Vogler.
Nur: Nicht alles lässt sich so leicht wieder aufbauen. Für die Neubauten mussten zum Beispiel alte Bäume am Eingang des Biergartens gefällt werden. „Aber wir pflanzen neue Kastanien und versuchen auf jeden Fall den Charakter dieser Innenstadtoase zu erhalten“, sagt Jannik Inselkammer, Chef der Augustiner Brauerei. Zusammen mit der Naturschutzbehörde der Stadt wurden drei alten Bäume gefällt – der älteste von vor 120 Jahren steht aber noch.