Beerdigung in Straßlach: Trauer um Markus Roiderer
München - Am Ende steht Toni Roiderer ganz alleine am offenen Grab seines Sohnes Markus. Er murmelt ein paar letzte Worte, „Du Lauser“, dann nimmt der Wiesnwirt mit seiner Frau Christl endgültig Abschied.
1000 Weggefährten haben sich auf dem neuen Friedhof in Straßlach eingefunden, nur wenige hundert Meter von der Stubn entfernt, in der Markus in den Armen seiner Freundin Naïma in der Nacht zum Samstag an Hirntumor gestorben war.
Ein tränenreicher Abschied von dem 33-Jährigen. „Christlmama, Toni, er war viel zu kurz hier, aber ihr könnt richtig stolz auf euren Buam sein“, sagt Paulaner- und Hacker-Pschorr-Chef Andreas Steinfatt in seiner Rede, „wir haben einen tollen Kerl verloren, einen Freund“. Markus sei mit Leib und Seele Metzger gewesen, war aber auch nicht immer einfach. „Als Buben kam als erster sein Bruder Thomas ins Bett gekrabbelt, kurz später kam der Marki und der Thomas musste vom Papa zur Mama rutschen,“ so Steinfatt.
Markus Roiderer war nicht nur Freund und Wirtesohn, sondern auch ein aufstrebenden Jungunternehmer, der den Umsatz der familieneigenen Metzgerei in wenigen Jahren verdoppelte. „Es war Markus Chance, aus dem Schatten seines übermächtigen Vaters hervorzutreten“, sagt Peter Kreuzpaintner, der ehemalige Paulaner-Chef. Als langjähriger Freund der Familie kennt er Markus von kleinauf und hält auch die Trauerrede in der Kirche St. Peter und Paul, wohin die Trauergemeinde zur Instrumentalversion von „Under the bridge“ der Red Hot Chili Peppers eingezogen war – Markus war ein großer Fan der Band.
Im August 2003 war der erste Hirntumor bei Markus diagnostiziert worden. Er kämpfte – doch heuer an Ostern wucherten fünf Tumore in seinem Kopf. „Markus war voller Energie und Tatendrang, er war ein Macher“, sagt Kreuzpaintner. „Er war immer voller Zuversicht und Hoffnung, bis zuletzt.“
Erzählt hat Markus bis vor einigen Wochen niemandem, wie es um ihn stand. Nicht seinen Freunden, nicht seinem Bruder Thomas, schon gar nicht seinen Eltern. „Mir ist nur aufgefallen, dass er letztes Jahr nicht oft auf der Wiesn war“, sagte Vater Toni. Markus blieb gerne im Hintergrund. Nur einmal, 2009, zapfte er auf der Wiesn an. Zwei Schläge brauchte er nur.
Freitagnacht, kurz vor drei, nahm Toni Roiderer seinen Buam ein letztes Mal in den Arm. „Als er mir dann mit der Hand den Rücken gestreichelt hat, da ging’s mir eiskalt durch“, sagte der Wirt des Hackerzelts kurz nach der Beerdigung. Wenig später stirbt Markus. Seine Freundin Naïma, Vater und Mutter an seiner Seite.
„Der Zusammenhalt dieser Familie ist beispielhaft“, sagt Steinfatt. Alex Mann, Markus’ Freund und Bob-Vizeweltmeister, habe ihn in den letzten Tagen vom Bett auf die Couch getragen. „Es waren alle für ihn da. Auch seine Naïma hat Übermenschliches geleistet“, sagte Steinfatt. Jeden Tag habe sie Markus gepflegt, ihn gestreichelt und nie vor ihm geweint.
Münchens Bürgermeister Hep Monatzeder ist ebenso am Grab wie die Stadträte Helmut Schmid und Alexander Reissl, KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle und Wirtschaftsreferent Dieter Reiter. Wiesnchefin Gabriele Weishäupl, Wiesnwirte und Brauereichefs nehmen Abschied, ebenso Feinkostkönig Gerd Käfer, Firmen-Patriarchin Alexandra Schörghuber und Moderator Waldemar Hartmann. Darunter mischen sich Freunde und Schulkameraden von Markus, die Abschied nehmen zu „Time to say goodbye“ und „Amazing Grace“, gespielt von der Wiesnkapelle.
Als der mit roten Rosen geschmückte Sarg in die Erde hinabgelassen wird, schiebt sich eine Wolke vor die Sonne. „So vui Leit“, sagt Toni Roiderer noch. Seine Frau Christl drückt ihm den Arm. „Er ist halt beliebt, unser Markus.“