Beats im Bunker

Der Beat dröhnt durch die Räume, an den nackten Betonwänden vorbei, in rotes Licht getaucht strömen Gäste in den Bunker. Sie haben es durch die aktuell schwerste Tür der Stadt geschafft: Die ist dick und massiv, sollte schließlich einmal Atomstrahlung standhalten.
Unten flätzen die Leute auf Ledersesseln, holen sich Bier von der Bar, die mehr oder weniger ein in die Zwischenwand geschlagenes Loch ist. Am Drahtgitter entlang geht es die Treppe hoch, aus Dreiecken geschnipselte Gesichter starren von den Wänden, hier steht das Herz des Hotters, das DJ-Pult. Ein einsamer Kettenkarrussell-Sitz baumelt von der Decke. Mitten in der Altstadt, zwischen Sendlinger Tor und Marienplatz steht der Bunker, seit zwei Wochen neuester Liebling der Nachtschwärmer.
Hier hat Thomas Manglkammer eine neue Bleibe geschaffen, vorübergehend zumindest. Seine Elektrobar „Kreuz 16“ lag nur ein paar Meter Luftlinie entfernt in der Kreuzstraße, die musste er zumachen – Haus saniert, Nachtleben raus. Dort baumelten lauter Kettenkarussell-Stühle von der Decke und DJs fragten von selbst an, ob sie auflegen dürften. „Viele haben bei uns angefangen und sind uns treu geblieben“, sagt Manglkammer.
Gilbert Martini zum Beispiel ist an diesem Abend Herr der Regler, „Schutzraumübung“ heißt der Freitag im Herr Hotter, „Bunker Alarm“ der Samstag.
27 Jahre lang stand das Gebäude in der Hotterstraße leer. „Ich habe ein Faible für besondere Räume, ich wollte den Bunker immer schon haben“, sagt Manglkammer. Unzählige Konzepte haben sie geschrieben. Und jetzt doch noch den Zuschlag bekommen, für ein paar Monate zumindest. „Schön, dass man sich keine Gedanken mehr machen muss, wie laut die Musik ist“, sagt Manglkammer. Bis zu zwei Meter dick sind die Wände, da dringt kein Laut nach außen.
Aber Gäste, die kommen und gehen. Also bittet ein Schild vor der Tür um Rücksicht genau wie gleich drei Türsteher, die Hotters sammeln in der ganzen Straße leere Flaschen auf, um nicht an den Nachbarn zu scheitern.
Mit vielen Künstlern arbeiten die Bunker-Bespieler zusammen und zeigen regelmäßig Ausstellungen, viel Fotokunst, vieles von schwedischen Künstlern. Und mittwochs ist die Musik nicht elektronisch, sondern gitarrenlastig. „Ich mag Elektro sehr“, sagt Thomas Manglkammer. „Aber ich liebe richtigen Rock’n’Roll.“
Hotterstraße 10, Mi. und Do. ab 20 Uhr, Fr. und Sa. ab 22 Uhr, Eintritt 5 – 7 Euro, Bier 0,33 für 3 Euro, Longdrinks 7,50 Euro, www.herr-hotter.de