BayernLB versilbert Immobilien in München
München - Einen wuseligen Börsensaal, in dem sich aufgeregte Aktienhändler laut und gestikulierend Gebote zurufen, hat es am Karolinenplatz 6 nie gegeben. Zwar sitzt in der repräsentativen Villa seit 2009 die Münchner Börse, aber da waren die Zeiten des "Parketthandels" schon Geschichte. Die 33 Mitarbeiter wickeln ihre Handelsgeschäfte am Bildschirm ab. In den vergangenen Monaten räumte manch einer seinen Schreibtisch öfter auf als sonst, denn durch die Büros spazierten immer wieder Kaufinteressenten. An Wertpapieren waren die aber nicht interessiert – sondern am Gebäude.
Die Bayerische Landesbank (BayernLB) trennt sich von wertvollen Immobilien. Erst vor wenigen Tagen ist bekanntgeworden, dass die Bank aus ihrer Zentrale, dem in die Jahre gekommenen Glaspalast an der Brienner Straße, ausziehen und das 27.000 Quadratmeter große Grundstück verkaufen will.
Zwei Immobilien in München hat die BayernLB bereits verkauft
Derweil hat die Bank, die zu 75 Prozent dem Freistaat und 25 Prozent dem Sparkassenverband gehört, schon mal zwei andere bekannte Gebäude aus ihrem Immobilien-Schatz versilbert. Wie Sprecher Matthias Lücke der AZ bestätigte, hat die Bank Ende 2021 das große Bürogebäude in der Barer Straße 24 verkauft und auch die prächtige Villa am Karolinenplatz (Baujahr 1895) – in dem derzeit noch die Börse Mieter ist.

Gründe für die Verkäufe gibt es offenbar mehrere. "Die Gebäudekonzepte werden regelmäßig überprüft", sagt Pressesprecher Lücke. Vor allem auch wenn die Gebäude nicht selbst genutzt werden – und ein guter Preis zu erzielen sei.
"Über die Kaufsummen wurde Stillschweigen vereinbart", sagt Matthias Lücke. Gleiches gelte für die Käufer. Doch eines scheint sicher: Die Bank dürfte ihre Immobilien sehr gut verkauft haben.
Neues Rekordjahr im Münchner Gewerbeinvestmentmarkt
Eingefädelt hat den Verkauf das Münchner Maklerhaus Colliers, es gehört zu den führenden Immobiliendienstleistern im Münchner Raum. Laut Colliers war das vergangene Jahr nach 2019 ein neues Rekordjahr im Münchner Gewerbeinvestmentmarkt. Nach Analysen von Colliers und anderen großen Maklern wurden in München 2021 rund 7,4 Milliarden Euro im Gewerbeinvestmarkt ausgegeben.
Hochhäuser, Hotels, ganze Bürokomplexe wechselten im vergangenen Jahr in München den Eigentümer. Allein sechs Mal wurden für Immobilien in München mehr als 500 Millionen Euro gezahlt: darunter für die Highlight Towers, das Uptown Munich, das Elementum in der Nähe des Hauptbahnhofs sowie den neuen Sitz des Deutschen Patent- und Markenamts im Werksviertel.
BayernLB sucht neues Gebäude für ihre Zentrale
Was den geplanten Verkauf der Landesbankzentrale auf dem wertvollen Grundstück zwischen Oskar-von-Miller-Ring und Türkenstraße betrifft, schätzt die Fachzeitung "Immobilienzeitung", dass die Bank einen hohen dreistelligen Millionenbetrag erzielen kann.

Aber bis die Banker ausziehen können, muss erst mal ein neues auf sie zugeschnittenes Mietobjekt entwickelt werden. Ein "zeitgemäßes, neues, modernes Gebäude" soll es werden – statt langer dunkler Gänge, wenig Licht und einer "bescheidenen WLAN-Verbindung", wie die Personalchefin der Landesbank, Claudia Briem, in einem Interview mit "Finanz Business" beklagte. Bis Umzug und Verkauf abgewickelt sind, wird es aber noch einige Zeit dauern.
Früher wird es wohl die Börse treffen mit dem Auszug. Der Mietvertrag, den sie mit der BayernLB abgeschlossen hatte, läuft nur noch bis Ende 2024.