Bayernkaserne: Regierung prüft 100 Ausweichquartiere

 
von  Florian Zick
Am Freitag soll die Gegenoffensive starten. Da wollen Mitglieder des BA Schwabing- Freimann ihrerseits Flugblätter verteilen – und so all denjenigen entgegentreten, die gerade über soziale Netzwerke oder mit Hetzschriften Stimmung gegen die Flüchtlinge in der Bayernkaserne machen.
 
Solche Beschwichtigung tut wahrlich Not, denn in den vergangenen Tagen ist die Situation ein bisschen aus dem Ruder gelaufen: In zwei Facebook-Gruppen tauschten Mitglieder teilweise krude Hassparolen aus, Anwohner erwogen sogar, vor dem Haupteingang der Kaserne mit ihren Hunden zu patrouillieren. Und all das, weil einige Flüchtlinge den Grünstreifen an der Heilmannstraße für ihr Picknick nutzten und den Platz dabei nicht immer sauber hinterließen.
 
Patric Wolf (CSU), der stellvertretende Bezirksausschuss-Chef, war in den vergangenen Tagen regelmäßig rund um die Bayernkaserne unterwegs. Es habe unter den Flüchtlingen manche Handgreiflichkeit gegeben, berichtet er, verursacht durch hohen Alkoholkonsum. „Die sind da draußen aber auch wirklich sich selbst überlassen“, äußert Wolf Verständnis. Mittlerweile habe sich die Lage aber ohnehin wieder beruhigt. Der Sicherheitsdienst sei verstärkt worden, „die reden jetzt mit den Leuten und zeigen Präsenz, nicht martialisch, sondern kooperativ“, sagt Wolf. Dadurch habe sich auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Anwohner verbessert.
 
Was womöglich auch zur Entspannung beigetragen hat, ist die Ankündigung der Regierung von Oberbayern, Mitte August 300 Flüchtlinge in die Funkkaserne umquartieren zu wollen. Das Gelände zwischen Domagkstraße und Frankfurter Ring wird zwar gerade weitgehend bebaut, in der nordöstlichen Ecke stehen allerdings noch einige Gebäude, in denen die Bundespolizei bis vor ein paar Jahren Büros unterhielt. Die Räume werden jetzt ertüchtigt, so dass in knapp zwei Wochen dort schon Asylsuchende einziehen können.
 
Neben den Dependancen in der Baierbrunner Straße und in der Sankt-Veit-Straße wird die Erstaufnahmeeinrichtung in der Bayernkaserne also bald über ein drittes Ausweichquartier verfügen. Weitere werden wohl bald folgen. Genauere Angaben wollen zwar weder die Regierung von Oberbayern noch das bayerische Sozialministerium machen, aber es werden gerade mehrere Standorte geprüft, bestätigt eine Ministeriumssprecherin. Über 100 Objekte nehme eine Task Force momentan genauer unter die Lupe.
 
Ob die McGraw-Kaserne darunter ist, dazu ist momentan noch nichts zu erfahren. OB Dieter Reiter (SPD) hatte das verlassene Gelände in Obergiesing als Option ins Spiel gebracht, um die Situation der Flüchtlinge in der Bayernkaserne zu verbessern.
 
In der Bayernkaserne sind aktuell 1858 Flüchtlinge untergebracht. Ausgelegt ist die Asyl-Unterkunft eigentlich für maximal 1200. Oberbürgermeister Reiter drängt die Staatsregierung deshalb schon seit Längerem, neue und bessere Quartiere zu schaffen, um die Situation zu entspannen.
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