Bayern-SPD setzt im Wahlkampf auf Fünf-Punkte-Plan: Spitzenkandidat von Brunn ist zuversichtlich
München - Zur Landtagswahl am 8. Oktober plant die bayerische SPD eine sachliche und eher zurückhaltende Kampagne – ganz im Stil von SPD-Kanzler Olaf Scholz.
Und doch leisten sich die Genossen einen kleinen Tabubruch und erwecken mittels künstlicher Intelligenz die SPD-Reichstagsabgeordnete Toni Pfülf (1877 bis 1933) zum Leben. In einem Video warnt Pfülf mit Worten aus ihrem Abschiedsbrief vor der Machtübernahme durch Extremisten.
Warum erinnert die SPD heute in einem Wahlkampf gerade an Toni Pfülf? Sie war nicht nur eine von über 90 sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten, die im März 1933 gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz stimmten, sondern auch die Urgroßtante des heutigen sozialdemokratischen Spitzenkandidaten und Landesparteichefs Florian von Brunn. Wie seine Urahnin vor der NSDAP warnt von Brunn heute vor der AfD und muss einen weiteren Abstieg der traditionsreichen bayerischen Sozialdemokratie in die politische Bedeutungslosigkeit verhindern.
SPD-Kampagne: "Bayern braucht einen, der einen Plan hat"
Zwei Monate vor der Landtagswahl legten er und Co-Vorsitzende Ronja Endres am Dienstag in München die Wahlkampfkampagne der Partei vor. Und auch das an einem historischen Ort, nämlich im Filmpalast Sendlinger Tor, der seit 110 Jahren die neuesten Filme zeigt.
Doch am Dienstagmittag flimmerte nicht der jüngste Eberhofer-Streifen "Rehragout-Rendezvous" über die Leinwand, sondern ein überdimensionaler Florian von Brunn, begleitet von der Empfehlung: "Bayern braucht einen, der einen Plan hat."
Bayern-SPD setzt auf Fünf-Punkte-Plan
Kürzlich hatte von Brunn seine wirtschaftspolitischen Vorstellungen als Fünf-Punkte-Plan zusammengefasst, um die Achillesferse seiner Partei bei der Zumessung von Wirtschaftskompetenz einigermaßen abzudecken. Eine bayerische Batterieindustrie, "günstigere" Industriestrompreise, nachhaltige Staatsfinanzen und – auch hier hört man das soziale Herz schlagen – eine "Betreuungsmilliarde für Bayerns Kinder" enthält der SPD-Wirtschaftsplan.
In der jetzt anlaufenden Haupt-Kampagne, die sich schwerpunktmäßig in den Sozialen Medien bemerkbar machen soll, zeigen die bayerischen Genossen, dass ihr Herz primär für soziale Belange schlägt. Für "bezahlbare Energie", für "bezahlbares Wohnen", für die "beste Bildung" und eine "gute Pflege". Dass seine Partei regieren kann, soll den Wählern in der Kampagne mit Hilfe von Ortsschildern vor Augen geführt werden. "Hier regiert die SPD" heißt es in 200 bayerischen Kommunen mit zusammen knapp vier Millionen Einwohnern, wobei München allein 1,5 Millionen auf die Waage bringt.
Die Bayern-SPD setzt auf den nüchternen zurückhaltenden Wahlkampfstil, der 2021 schon half, Scholz ins Kanzleramt zu bringen: schwarz-weiße Porträts auf roten Hintergrund, Fünfer-Plakatstände mit ganz kurzen Botschaften wie "MIETE", "SOLAR" und "BRUNN". Zugeschnitten ist alles auf den Spitzenkandidaten. Wahlziele mochte dieser (Ergebnis von 2018: 9,7 Prozent) nicht nennen, nur so viel: "Ich bin sicher, dass wir deutlich zulegen können."