Bayern-Park: Wildschwein beißt Mann
München - Mit einer Wildschwein-Attacke im „Bayern-Park“ in Reisbach bei Dingolfing beschäftigt sich zurzeit das Oberlandesgericht in München (OLG). Der Österreicher Josef S., 41 Jahre alt, hat die Park-Betreiber verklagt, nachdem er von einem 150 Kilo schweren und sieben Jahren alten Keiler angegriffen und gebissen worden ist.
„Mein Mandant will 90000 Euro Schmerzensgeld und Schadensersatz, weil er wochenlang nicht arbeiten konnte“, sagt seine Anwalt Chrysant Fischer vor Prozessbeginn. Es passierte am 16. September 2009, gegen 13.30 Uhr: Josef S., der in Österreich den „Wild und Erlebnispark Enghagen“ bei Windisch betreibt, hat für 200 Euro den Keiler gekauft.
Er will ihn abholen. S. und die Türhüter vom „Bayern-Park“ bauen vom Gehege zum Lastwagen ein Spalier aus Holzlatten. So wollen sie den Keiler zum Wagen treiben. Plötzlich fallen einige Holzlatten um. Das Wildschwein schlägt sofort einen Haken und rennt davon. Josef S., der schon Nashörner gefangen und transportiert hat, schnappt sich das Futter und nimmt die Verfolgung auf.
„Mein Mandant wollte das Tier zurück in den Wagen locken“, so der Anwalt. Josef S. weiß, dass der Keiler noch nichts gefressen hat. Eine Beruhigungsspritze ist ihm ebenfalls nicht gespritzt worden. Tierpfleger Walter Kagerbauer vom „Bayern-Park“ sagt: „Da geht man den Tieren besser aus dem Weg. Die sind saugefährlich.“
Und so nimmt das Schicksal für den Österreicher seinen Lauf. Als Josef S. ihm das Futter vor die Nase hält, stampft der Keiler los, rennt ihn um. Tierpfleger Kagerbauer: „Vor einem Wildschwein am Boden – da ist es aus.“
Das Tier beißt Josef S. den halben linken Finger ab, dann in die Brust. Als sich der Mann umdreht und auf einen Baumstammstapel klettern will, beißt ihm der Keiler noch kräftig in den Po. Die Polizei aus Dingolfing geht daraufhin mit Maschinenpistolen auf Wildschweinjagd. Es dauert nicht lange und das Wildschwein ist erledigt. Josef S. kommt schwer verletzt ins Klinikum Passau.
Die Senatsvorsitzende Andrea Kempmann schlägt einen Vergleich vor: „20000 Euro. Damit ist alles abgegolten.“ „Bayern-Park“-Rechtsanwalt Christian Träxler habe bereits eine ähnliche Summer vorgeschlagen. „Aber der Kläger wollte mehr.“ Das Urteil: 7500 Euro Schmerzensgeld und 75 Prozent Schadensersatz. Die Summe steht erst fest, wenn Josef S. seinen Schaden in Zahlen beziffern kann.
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