Bayern- oder Löwen-Fans? Wo die Polizei mehr Gewalttäter gezählt hat
München - In Münchens Fußballstadien gibt es nur sehr wenige Probleme mit Gewalt. Da sind sich eigentlich alle Beobachter einig. Die Frage ist nur, ob das die Folge von Maßnahmen gegen Gewalttäter ist – oder der Staat gegen die Fans immer wieder übers Ziel hinausschießt.
Einer, der glaubt, dass man bei sehr vielen Spielen auch einfach viel weniger Polizei einsetzen könnte, ist der Grünen-Landtagsabgeordnete Maximilian Deisenhofer. Er hat nun mit einer Anfrage ans Innenministerium herausgefunden, wie viele Fußballfans noch in der umstrittenen Datei "Gewalttäter Sport" gespeichert sind, in die die Polizei Personen speichert, die sie als gewaltbereit einschätzt. Die Antwort liegt der AZ vor.

Derzeit sind 300 Fußballfans von der Polizei als gewaltbereit eingestuft
Insgesamt sind die Zahlen in den vergangenen Jahren erheblich gesunken von etwa 1.200 im Jahr 2017 auf nun nur noch knapp 300. Deisenhofer sieht das als gutes Zeichen – sowohl, was die Situation rund um den Fußball, als auch was die Speicherung von Daten betrifft. "Die Polizei ist da vorsichtiger geworden", sagt er. Die Zahlen zeigten aber auch, dass das Stadionerlebnis sicher ist.
Bei den Münchner Vereinen stellt sich die Situation unterschiedlich dar. Im August 2021 waren es beim FC Bayern 102 Personen, heute sind es immer noch 90, beim TSV 1860 ist die Zahl der Fans, die die Polizei als gewalttätig gespeichert hat, von 95 auf nur noch 24 gesunken, bei der SpVgg Unterhaching mit ihrer Mini-Fanszene meldet das Innenministerium immerhin noch sieben Gewalttäter (zuletzt 8).
Gewalt im Fußballstadion: Polizei setzt "szenekundige Beamten" ein
In der Fanszene des TSV 1860 nennt das Ministerium für die Jahre 2022 und 2023 keinen einzigen konkreten Grund für neue Speicherungen, bei den Fans des FC Bayern werden unter anderem gefährliche Körperverletzungsdelikte und gefährliche Körperverletzungen gegen Polizeibeamte aufgeführt. Das Innenministerium schreibt, durch die Datei sei es "regelmäßig möglich, potenziellen Störern mit zielgerichteten und selektiven Maßnahmen zu begegnen, um Gefahren betreffend die öffentliche Sicherheit und Ordnung in diesem Kontext abzuwenden".
Dafür übrigens setzt die Polizei auch Fan-Experten in ihren Reihen ein, die sogenannten "Szenekundigen Beamten". Wie eine weitere Anfrage Deisenhofers ergab, hat die bayerische Polizei für die Fußballfans (aber etwa auch im Bereich Eishockey) 133 solcher Polizisten im Einsatz, 26 davon beschäftigen sich ausschließlich mit den Fanbelangen.

Hooligans des FC Bayern und TSV 1860: Auseinandersetzungen nicht mehr in Stadien
Dass all das Auseinandersetzungen mit Fußballbezug nicht immer verhindern kann, zeigte sich dieses Jahr schon bei einer Massenschlägerei auf der Implerstraße in Sendling, wo maskierte FC-Bayern-Hooligans Sechzig-Ultras überfielen und sich eine wüste Auseinandersetzung in dem Wohnviertel lieferten.
Kenner der Fußball-Fanszenen sehen eben das schon lange als Trend: dass die wirklich gewalttätigen Auseinandersetzungen fernab der Stadien stattfinden. Und damit fast immer: fernab der Augen der Polizei.