Bayern-Coach siegt vor Gericht
Verletzung der Namensrechte: Die Brauerei darf nicht mehr mit Fredl Fesls Wortspiel über den Zusammenhang von clean und Klinsmann werben. Fesl (61) verstand die Welt nicht mehr.
„Neudeutsch sagt man clean – und woher genau meinen Sie, dass so Worte kommen wie Klinsmann oder Bierhoff?“ So warb Liedermacher Fredl Fesl („Königsjodler“) in einem Radiospot für Kaiser Bräu. Bayern-Coach Jürgen Klinsmann klagte auf Unterlassung – und gewann.
Fesl (61) verstand gestern die Welt nichtmehr. „Ich habe kein Unrechtsbewusstsein“, erklärte er. Doch seine humorige Assoziationen rund um „Cleansmann“ und die Reinheit des Bieres wurden gestern von der 9. Zivilkammer des Landgerichts Münchens als Verletzung der Namensrechte eingestuft.
„Wir reden über Werbung, nicht über Liedtexte“
Der Spot sei elf Mal gesendet worden, dann wurde er eingestellt. Eine Unterlassungserklärung wollte die Brauerei aber nur unterschreiben, wenn festgestellt worden wäre, dass die Persönlichkeitsrechte des Bayern–Trainers nicht verletzt wurden. Die Fesl-Assoziationen seien von der Meinungsfreiheit gedeckt, so die Ansicht der fränkischen Bierproduzenten, die von Anwalt Thomas Linhardt vertreten wurde.
Doch das Gericht bestritt dies. „Wir reden über Werbung, nicht über Liedtexte“, erklärte der Vorsitzende Richter Thomas Steiner. Anders wäre es gewesen, wenn Fesl seine Wortspiele auf einer Kabarettbühne geäußert hätte.
Niemand müsse sich so vor den Karren eines Unternehmens spannen lassen, argumentierte auch Klinsi-Anwalt Bernd Gabriel. Er fürchtete Nachahmer, falls sich die Brauerei mit ihrer Rechtsauffassung durchgesetzt hätte.
„Irgendwann darf man gar nichts mehr sagen.“
Fesl, der trotz seiner Parkinson- Erkrankung den weiten Weg von Pleiskirchen nach München auf sich nahm („Ich wollte mal sehen wie das so läuft vor Gericht“), hat seinen Humor nicht verloren. Er hält seine Klinsmann-Assoziationen weiter für harmlos, die Klage für lächerlich. „Das ist wie der Witz, ein Schild mit den Worten ’Bier her oder ich fall um’ am schiefen Turm von Pisa aufzuhängen.“
Doch sein Fazit fällt nach dem Prozesstag eher bitter aus: „Irgendwann darf man gar nichts mehr sagen.“ jot
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