Bayerischer Verfassungsorden geht erstmals an eine schwarze Frau

Der Bayerische Verfassungsorden, die höchste Auszeichnung des Freistaats, geht heuer unter anderem an die Münchnerin Fadumo Korn - als erste schwarze Frau.
von  Rosemarie Vielreicher
Fadumo Korn (r.) mit Ilse Aigner.
Fadumo Korn (r.) mit Ilse Aigner. © Bayerischer Landtag/Rolf Poss

München - Wenn sich Fadumo Korn für jemanden einsetzt, dann so mit Herzblut, als ginge es um ihre eigene Familie. Wie eine Löwin. Sie lässt nicht locker, versucht, alle Hebel in Bewegung zu setzen. Sei es für Flüchtlinge, die abgeschoben werden sollen, oder für Frauen, die in ihrer Heimat an den Genitalien verstümmelt wurden und Hilfe suchen. "Aufgeben gibt es in meinem Wortschatz nicht", sagt sie der AZ.

Ihre Mühen, ihr Einsatz, ihr Durchhalten haben sich nun ausgezahlt. Am Freitag hat die Münchnerin die höchste und seltenste Auszeichnung des Freistaats bekommen: den Bayerischen Verfassungsorden. Und das als erste schwarze Frau und als erste Migrantin.

Überglücklich nach der Verleihung

Als die AZ nach der Verleihung mit ihr spricht, ist sie überglücklich. "Als schwarze Frau von Bayern mit dem höchsten Preis ausgezeichnet zu werden, das macht mich stolz." Und das, obwohl sie sonst mit dem Wort Stolz hadert. "Ich denke, wir Frauen tun uns einfach schwer, uns auf die Schulter zu klopfen für das, was wir erreicht haben." Das hat nun Landtagspräsidentin Ilse Aigner übernommen, die ihr den Orden überreicht hat.

1964 in Somalia geboren, wurde auch Fadumo Korn als kleines Mädchen an den Genitalien verstümmelt. Sie zog nach Deutschland, fand in Bayern ihre große Liebe Walter und eine neue Heimat. Sie trägt gern Dirndl (auch bei der Ordensverleihung - "da darf man sich schon mal aufbrezeln!") und Münchens Alt-OB Christian Ude und seine Frau sind ihre "Schutzeltern", wie sie sie nennt.

Den Mädchen und Frauen eine Stimme zu geben, die an Genitalverstümmelungen und den Folgen verzweifeln, wird zu ihrem Herzensthema: Die Dolmetscherin und Aktivistin klärt seit vielen Jahren über weibliche Genitalverstümmelung auf, hat den Verein Nala (Swahili für Löwin) mitgegründet und ist zudem bei Donna Mobile im Einsatz. Mit einem Lächeln in der Stimme sagt sie der AZ über sich selbst: "Ich bin nicht die geborene Diplomatin, aber mit mir kann man sehr gut verhandeln und ich vertrage auch Kritik. Ich kann hart kämpfen, aber fair."

In einer Reihe mit namhaften Preisträgern

Mit ihrem goldenen Orden steht Korn jetzt in einer Liste mit der ehemaligen Kanzlerin Angela Merkel, Ex-BRK-Chef Theo Zellner, Musiker Hans Well oder auch dem Gründer der Allgäuer Hilfsorganisation Humedica, Wolfgang Groß. Insgesamt 44 Persönlichkeiten hat der Landtag am Freitag mit der Auszeichnung gewürdigt. Allerdings etwas verspätet, die Verleihung hätte schon 2021 stattfinden sollen. Aber Sie wissen ja: Corona.

Das 60. Jubiläum der Würdigung fiel ausgerechnet in die Pandemie. Am 1. Dezember 1961 hatte der damalige Landtagspräsident Rudolf Hanauer die Verfassungsmedaille gestiftet. Bis 2020 konnte man die Verfassungsmedaille in Gold und Silber bekommen (insgesamt 364 Medaillenträger in Gold, 1226 in Silber). Eine offizielle Statistik über schwarze Medaillenträger gibt es nicht.

Orden bekommt einen guten Platz im Wohnzimmer

Nun die Änderung: Aus der Medaille in zwei Klassen ist ab sofort der Verfassungsorden in einer Klasse geworden. Warum? Schon seit 2011 hat die Medaille per Gesetz den Rang eines Ordens. Aber zum Jubiläum entschied der Landtag, "den Orden noch einmal aufzuwerten und seine Exklusivität auch optisch noch deutlicher hervorzuheben", teilt ein Sprecher der AZ mit. Statt der Medaille gibt es jetzt Ordensinsignien.

Korn wird sich den Orden im Wohnzimmer aufhängen. Gut sichtbar, nicht in irgendeiner Schublade. Gut sichtbar sollen auch die Verdienste von Frauen wie ihr bleiben: "Jetzt ist das Licht für einen Moment auf Migrantinnen geschwenkt worden - aber es soll keine Momentaufnahme bleiben."

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