Bayerischer Hof wird mit neuem Gebäude noch größer: Hotel-Chefin Volkhardt kauft Palais Montgelas

München - Im zweiten Stock des Palais Montgelas am Promenadeplatz Ecke Kardinal-Faulhaber-Straße gibt es einen überaus prächtigen Raum: raumhohe Spiegel, aufwendige Stuckaturen, alles im Stil von Louis XV. und in Gold und Weiß.
In dem denkmalgeschützten Saal wurde Geschichte geschrieben. Hier wurde Maximilian III. zum Kurfürsten gekrönt. Heute finden hier Staatsempfänge statt, festliche Bankette, Hochzeiten und Konzerte.
Kauf von Immobilienfirma: Palais Montgelas nun Teil des Bayerischen Hofes
Der Saal gehört schon seit 54 Jahren zum Luxushotel Bayerischer Hof. Falk Volkhardt, der Vater der heutigen Hotelchefin Innegrit Volkhardt, hatte 1969 einen Großteil des Stadtpalastes erworben.
Der restliche Teil in der Kardinal-Faulhaber-Straße 14a gehörte bislang einer Immobilienfirma. Nun hat Innegrit Volkhardt auch diesen Teil gekauft.

"Wir sind begeistert, das Palais Montgelas nun vollständig in unser Hotel integrieren zu können", teilte Innegrit Volkhardt auf AZ-Anfrage mit.
Ihre Schwester Michaela Volkhardt, die ebenfalls Gesellschafterin ist, freut sich: "Die vollständige Vereinigung des Palais ist ein weiterer Meilenstein in unserer Geschichte."
Zahlten Michaela und Innegrit Volkhardt über 30 Millionen Euro für das Palais Montgelas?
Über den Preis haben Verkäufer und Käufer Stillschweigen vereinbart. Nach AZ-Informationen sollen jedoch mehr als 30 Millionen Euro geflossen sein.
Die Immobilie war seit Herbst vergangenen Jahres auf dem Markt. Den Zuschlag bekam offenbar ein Angehöriger der Familie von Gunther Sachs. Familie Volkhardt hatte jedoch ein Vorkaufsrecht – und machte von ihm Gebrauch. Nun gehört es ihr.

Mit dem Dazu-Kauf kann der Bayerische Hof sich ausdehnen und wachsen. So schnell ist die Erweiterung aber offenbar nicht geplant. "An der aktuellen Nutzung des Gebäudeteils wird sich nichts ändern", hieß es am Freitag aus dem Bayerischen Hof.
Hotelsprecher Philipp Herdeg: "Mittelfristig soll geprüft werden, ob gegebenenfalls Synergien zur Optimierung des Angebots des Hotels Bayerischer Hof realisiert werden können."
Nach Restaurierung und Ausbau: Die ersten Gäste kamen zu den Olympischen Spielen 1972
Zurzeit ist dieser Teil des Palais vermietet, unter anderem an ein Luxusuhren- und Juweliergeschäft und an Anwälte. Er wurde wie der Trakt, der schon lange zum Hotel gehört, von Erwin Schleich restauriert.
Innerhalb von nur zwei Jahren hatte Falk Volkhardt Anfang der 70er Jahre den prächtigen Königssaal mit Erwin Schleich und dem Innenarchitekten Siegward Graf Pilati ausbauen lassen. Und wenige Tage vor der Eröffnung der Olympischen Spiele dort die 1972 die ersten Gäste begrüßt. Damals wurde auch das Restaurant Palais Keller im Hotel eröffnet.
Wird das Palais Montgelas zur Herberge für Superreiche und Staatsmänner?
Heute befinden sich in der dritten und vierten Etage des Palais Montgelas luxuriöse Suiten für Hotelgäste, die es sich leisten können. Die Räume sind mit Antiquitäten und kostbaren Stoffen ausgestattet, das Hotel verspricht seinen anspruchsvollen Gästen absolute Privatsphäre und hohe Sicherheitseinrichtungen.
Wer es sich leisten kann, hat die Möglichkeit auf bis zu 585 Quadratmetern zu residieren: Durch Verbindungstüren können neun Zimmer miteinander verbunden werden.
In wie vielen Jahren auch der zweite Teil des Palais, in dem heute noch Anwälte über Rechtsfällen brüten, zur königlichen Luxusherberge für Schwerreiche und Staatsmänner wird, wird sich zeigen.
Das Palais Montgelas: Ein echtes Schmuckstück
Der Bau ist ein seltenes Schmuckstück: Schon 1443 stand hier ein Salzstadl – die uralten Kellergewölbe haben sich im Palaiskeller zum Glück erhalten.
Der klassizistische viergeschossiger Eckbau mit flachen, überhöhten Mittelrisaliten zu beiden Seiten wurde im auftrag von Außenminister Graf Maximilian von Montgelas unter Einbeziehung älterer Bebauung 1810/13 in klassizistischen Formen von Emanuel Joseph von Herigoyen errichtet.

Vor allem im 2. Stock sind Repräsentationsräume der Bauzeit (sogenannter Königssaal u. a.) erhalten; 1876 wurde das Palais aufgestockt.
Nach seinem Rücktritt verkaufte Montgelas das Palais 1817 an den bayerischen Staat, 1825 bis 1918 residierte hier das „Außenministerium, 1920 wurde es Bürogebäude, von 1933 bis 1945 während der Nazi-Zeit war es Dienstsitz der Bayerischen Staatskanzlei.
1944 erlitt das Gebäude leichte Brandbombenschäden, 1946 zog das Erzbischöfliche Ordinariat ein. 1969 kaufte Falk Volkhardt einen Großteil des Gebäudes. Der andere Teil gehörte bis zuletzt einer Immobiliengesellschaft.