Bayerischer Handwerkspräsident fordert: "Schaff dein Auto ab!"

Der Handwerkspräsident fordert von den Münchnern ihr Auto abzuschaffen. Das Handwerk zahle sonst die Zeche für die Verkehrswende.
Ralf Müller |
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München - Das bayerische Handwerk schlägt Alarm: Die Betriebe würden einerseits aus München herausgedrängt, aber gleichzeitig nicht mehr hinein gelassen, kritisierte der Präsident des Bayerischen Handwerkstags (BHT) Franz Xaver Peteranderl am Mittwoch. Es bedürfe "langer Diskussionen", die Kunden von der Notwendigkeit höherer Anfahrtskosten zu überzeugen, die wegen langer Standzeiten im Stau entstünden.

Brauchen Münchner ein Auto?

Anscheinend sollten Menschen und Gewerbetreibende von außerhalb durch "bewusst herbeigeführte Verkehrsbehinderungen" aus der bayerischen Landeshauptstadt ferngehalten werden, schimpfte Peteranderl. In den Innenstädten seien Privatwagen vor der Tür überflüssig. Einem dort wohnenden Autobesitzer riet Peteranderl: "Schaff’ dein Auto ab, es hat sowieso keinen Wert".

Ideen wie ein "Boulevard Sonnenstraße" und weitere Fahrbahnverengungen ließen den Verdacht aufkommen, dass vor allem Handwerksbetriebe aus dem Umland und die im Handwerk Beschäftigten die Zeche für die Verkehrswende bezahlen sollten. Die geplante Verschmälerung der Fahrbahn auf der Leopold- und Ludwigstraße sowie der Lindwurmstraße würden "den Verkehrsinfarkt in München weiter beschleunigen", so Peteranderl. Mit der vorgesehenen Halbierung der Fahrspuren auf der Ludwigsbrücke mache man "den Flaschenhals noch enger". Aus Sicht des Handwerks könne die Verkehrswende besser gelingen, wenn der ÖPNV ausgebaut und der individuelle Kfz-Verkehr reduziert werde.

Hoher Auftragsbestand bei bayerischen Handwerksbetrieben

Konkret bedeutet das für den Handwerkspräsidenten: "Aus Anliegerplätzen könnten Parkflächen für Handwerker, soziale Dienste, Car-Sharing-Fahrzeuge oder neue Radwege entstehen". In den vorhandenen Parkhäusern wäre für die Fahrzeuge der Innenstadtbewohner "genügend Platz".

Dem Geschäft scheinen die Probleme mit knappen Gewerbeflächen, Staus und fehlenden Parkmöglichkeiten bisher allerdings nicht zu schaden. Der durchschnittliche Auftragsbestand der 202.000 bayerischen Handwerksbetriebe stieg im ersten Quartal 2019 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um eine auf jetzt 10,7 Wochen. Die Investitionstätigkeit hat zum Jahresstart kräftig angezogen: Der Anteil investierender Betriebe kletterte um sechs Punkte auf 39 Prozent. Die durchschnittliche Betriebsauslastung liegt derzeit mit 80 Prozent (plus ein Prozentpunkt) so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr.

Während das Münchener Ifo Institut am Mittwoch unter Verweis auf den von 99,7 auf 99,2 Punkte gesunkenen Geschäftsklimaindex meldete, dass "die deutsche Wirtschaft weiter an Kraft" verliere, spürt das bayerische Handwerk nach den Worten Peteranderls von einer Konjunktureintrübung "bislang eher wenig". Niedrige Zinsen, eine intakte Binnenkonjunktur und die florierende Bauwirtschaft sicherten weiteres Wachstum ab. Für 2019 rechnet der BHT mit einem Umsatzplus von nominal vier Prozent. Im Vorjahr stieg der Umsatz im Handwerk des Freistaats um nominal 4,5 Prozent, preisbereinigt um 1,5 Prozent.

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