Baustellenunglück: Mann lebendig begraben
MÜNCHEN - Ein Bauarbeiter ist am Mittwoch in einer Grube verschüttet worden. Der Mann verdankt sein Leben zwei Männern, die ihn mit bloßen Händen ausgruben, bis die Rettungskräfte kamen.
Es geht alles ganz schnell. Ein Augenschlag und plötzlich ist aus der Grube ein Grab geworden. Bauschutt und Erde wälzt sich über Franz F. (56). Es wird dunkel um ihn. Er spürt Todesangst. Doch dann sieht er Licht – und zwei Hände.
„Es ist ein wahres Wunder, dass ich noch lebe“, sagt Bauarbeiter Franz F. der AZ. Seine Stimme klingt noch schwach. Der Mann aus dem Bayerischen Wald liegt in einem Krankenbett in der Klinik Harlaching, seine Tochter sitzt neben ihm, streichelt seine Hand. Dass ihr Vater dem Tod so nahe war, kann sie kaum glauben. Und noch unglaublicher scheint es, dass Franz F., abgesehen von blauen Flecken, bei bester Gesundheit ist. Dieser Vatertag wird der Familie unvergessen bleiben.
Am Mittwochvormittag gegen 11 Uhr hatte Franz F. die Fernwärmeleitung in der Rudolf-Diesel-Straße in Riemerling repariert. In zwei Meter Tiefe schweißt er an den Rohren. Die Baugrube ist noch nicht gesichert, das Schalungsmaterial wird gerade erst beschafft. „Es war ein wenig leichtsinnig von mir, da runter zu gehen“, sagt Franz F. Doch größer als sein Leichtsinn ist sein Glück.
Zwei Passanten bemerken den Unfall und eilen sofort zur Baugrube. Mit bloßen Händen graben sie nach dem Verschütteten. Peter H. wirft sich in den Kies und schaufelt mit den Händen ein kleines Loch zum Atmen frei, rettet so Franz F. vor dem Tod durch Ersticken. Ein weiterer Helfer stemmt seine Hände gegen nachrutschenden Schutt.
„Die beiden haben Großes geleistet und wortwörtlich ihre Hände schützend über ihn gehalten“, sagt Willi Feldmeier von der Feuerwehr Hohenbrunn. „Dass Menschen in so einer Situation für jemand anderen ihr Leben riskieren, ist nicht selbstverständlich.“
Mit Schaufeln und einem Flaschenzug graben dann die Feuerwehrmänner Franz F. frei. Mit einem Flaschenzug ziehen sie ihn aus dem Erdreich. Über eine Stunde brauchen die 14 Einsatzkräfte, um den Verschütteten zu bergen. Mit einer Unterkühlung kommt das Unfallopfer in den Schockraum im Krankenhaus, doch wenige Stunden nach dem Unglück geht es ihm schon wieder gut.
„Als ich da unten lag, hab’ ich mir gesagt: Verdammt, du darfst nicht panisch werden.“ Wurde er nicht, den mutigen Helfern sei dank. Heute wird Franz F. das Krankenhaus verlassen. Er will unbedingt seine Retter treffen – und einfach nur „danke“ sagen.
rke, job
- Themen:
- Feuerwehr