Baustellenbesuch: Das Münchner Hofbräuhaus wird barrierefrei
München – Wenn Sie in letzter Zeit am Platzl unterwegs waren, haben Sie wahrscheinlich direkt Durst bekommen. Der Bauzaun am Hofbräuhaus mit seinen süffigen Maßkrügen wirkt geradezu wie eine Einladung ins Hofbräuhaus. Die AZ hat sich genauer angeschaut, was hinter diesem Zaun gerade passiert.
Bis vor der Pandemie befanden sich die Biertanks des Hofbräuhauses im Erdgeschoss. Die Leitungen waren alt und mussten ohnehin erneuert werden. Und da den Hofbräu-Wirten Wolfgang und Michael Sperger ja vor zwei Jahren plötzlich ziemlich viel Zeit für Sanierungen zur Verfügung stand, haben sie den Lockdown genutzt, um diese Biertanks in den Keller zu verlegen und den Bereich im Erdgeschoss umzuplanen. Dort befand sich ein Speisenaufzug.

Hofbräuhaus: Rund eine Million Euro investiert die staatliche Brauerei
Da es bisher nur einen kleinen Personenaufzug im hinteren Teil des Gebäudes gibt, den nur wenige Münchner kennen, hat man sich entschieden, den vorderen Speiseaufzug zu erweitern. Wenn alles fertig ist, können dort auch Menschen mit Behinderung, ältere Menschen oder Familien mit kleinen Kindern barrierefrei in die oberen beiden Stockwerke gelangen. Auch Bierfässer sollen über den Aufzug vom Keller nach oben transportiert werden.
In einem über 400 Jahre alten Gebäude gilt es, behutsam vorzugehen. Rund eine Million Euro investiert die staatliche Brauerei Hofbräu in das Projekt. Neben dem Aufzug stehen auch Brandschutz und Fluchtwege auf der To-do-Liste von Projektleiter Stefan Pauker vom Ingenieurbüro Furch. Bereits fertig sind eine komplett neue Brandmeldeanlage sowie ein moderner Küchenboden.
Aktuell wird der Aufzugschacht erweitert. Eine Aufgabe, die Fingerspitzengefühl und Zentimeterarbeit erfordert. Ganz unten im Schacht befindet sich Grundwasser - im Moment aufgrund von Schmelzwasser sogar eine ganze Menge. Dafür wird eine Wanne gebaut. Erst wenn diese fertig ist, kann mit dem Aufzugbau begonnen werden.

Von der Baustelle ist im Hofbräuhaus wenig zu merken
Im Hofbräuhaus selbst ist von der Baustelle wenig zu merken. In der Schänke im Erdgeschoss wurde die Zapfanlage versetzt und an ihrer Stelle eine Staubschutzwand eingezogen. Aber wer kein Stammgast ist, dem fällt das wahrscheinlich nicht einmal auf. Den Baulärm versucht man, in Grenzen zu halten. Und wenn in der Schwemme die Kapelle spielt, ist davon so gut wie nichts zu hören. Auch einer der berühmten Bierkrugtresore, in denen Stammgäste ihre eigenen Bierkrüge aufbewahren, wurde in einen hinteren Gebäudeteil versetzt. Dort soll er auch in Zukunft bleiben.


Ein bisserl wird's noch dauern, bis alles fertig ist. "Wir freuen uns sehr, wenn der Aufzug vor dem geplanten Oktoberfest 2022 fertig ist", gibt sich Wolfgang Sperger optimistisch. In Anbetracht der Baugeschichte ist das ohnehin nur ein Wimpernschlag.
1589 wurde das Hofbräuhaus errichtet und 1828 durch Ludwig I. erstmals für die "normalen" Bürger geöffnet. 1896 verlegte Prinzregent Luitpold die Brauerei nach Haidhausen und begann, das Gebäude am Platzl zu dem Wirtshaus umzubauen und zu erweitern, das es heute noch ist.
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