Bauprojekt "Gern 64": Luxus im Altenheim

Im dritten Teil des Gewofag-Projekts „Gern 64“ entstehen unter dem Label „Freiraum“ noble Wohnungen. Früher wurden in den Räumen am Dom-Pedro-Platz Senioren betreut und bekocht
MÜNCHEN „Luxusleben in der Altenheimküche“: Dieser Slogan klingt zwar eher wenig werbewirksam – aber er trifft bei „Freiraum“ exakt ins Schwarze. „Freiraum“ nennt sich der dritte Teil des großen Gewofag-Bauprojekts „Gern 64“ am Dom-Pedro-Platz. Die Abendzeitung hat sich das im Bau befindliche Objekt zeigen lassen.
Die Leitungen der Fußbodenheizung ringeln sich auf dem Beton, Kabel ragen aus der Wand, Holzlatten säumen die Treppenhäuser. Die Behandlungsräume des Heiliggeistspitals an der Hanebergstraße, einem ehemaligen Altenheim, werden derzeit in Wohnungen umgebaut. „Freiraum“ nennt das Investment- und Beratungsunternehmen Bauwerk Capital das Projekt. Bauträger ist die Gewofag.
Und der Name ist Programm, was bei der Besichtigung der mit Designmöbeln ausgestatteten Musterwohnung im ersten Stock sofort ins Auge fällt. Zwischen 175 und 220 Quadratmeter haben die unter den Auflagen des Denkmalschutzes renovierten, mit Fischgrätparkett ausgelegten Wohneinheiten. Die Raumaufteilung durfte nicht verändert werden, daher haben alle Wohnungen auffällig breite, luftige Gänge. Früher wurden hier Krankenbetten geschoben.
Eine weitere Auflage: Sämtliche Türen durften nicht günstig ausgetauscht werden, sondern mussten teuer restauriert werden. Es hat sich gelohnt, wie der gelungene Mix aus Altbau-Charme und modernen Elementen zeigt. 5500 Euro kostet der „Freiraum“-Quadratmeter, die Musterwohnung liegt bei knapp einer Million. Acht von den 17 Wohnungen hat Geschäftsführer Jürgen Schorn bereits verkauft. An Münchner, wie er betont.
Ein wahres Filetstück ist die Wohnung, die im Nordflügel des Spitals das dritte Obergeschoss und den ehemaligen Dachboden mit einschließt. Hier war das Amt für Denkmalschutz nicht ganz so strikt und hat erlaubt, das 210-Quadratmeter-Loft mit großen Fenstern in ein helles Licht zu tauchen. Eindrucksvoller Rundumblick über München inklusive.
Wer mal eben zwei Millionen Euro für eine 420-Quadratmeter-Luxusresidenz mit 220 Quadratmeter großem Wohnzimmer übrig hat, wird auch fündig bei „Freiraum“. Im Südflügel des Heiliggeistspitals können Millionäre mit Platzbedarf in die ehemalige Stiftsküche, den Rittersaal, einziehen.
Allerdings kann man „Gern 64“ nicht auf seine Prunkobjekte reduzieren. Direkt an das renovierte Altenheim schließt ein Neubau mit 175 Wohneinheiten, Kinderkrippe und Hort an – der so genannte „Lebensraum“. Weiter nördlich am Dom-Pedro-Platz soll der „Individualraum“, drei avantgardistische Zeilenbauten, das Konzept „Gern 64“ komplett machen. „Wohnen in München. Leben im Viertel“: Der Werbeprospekt verspricht nicht zu viel. Das Bankkonto sollte aber entsprechend gefüllt sein. Christoph Maier