Baumgärtner präsentiert Münchner Tourismus-Rekordzahlen und muss trotzdem Büro räumen

Der Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner feiert ein Event-Jahr und muss dennoch gehen. Was er nun vorhat.
von  Sophia Willibald
Clemens Baumgärtner (CSU) freut sich über das vergangene Tourismusjahr und ist traurig, nicht weitermachen zu dürfen.
Clemens Baumgärtner (CSU) freut sich über das vergangene Tourismusjahr und ist traurig, nicht weitermachen zu dürfen. © Hannes Magerstädt

München - Am Donnerstagmorgen gab Clemens Baumgärtner seine letzte Pressekonferenz im Wirtschaftsreferat. "Ich bin nicht freiwillig abgetreten, sondern weil ich keine politische Akzeptanz gefunden habe. Das ist schade, das macht mich traurig." Doch darum soll es bei seinem letzten Termin zunächst nicht gehen, sagt er. Denn die Zahlen, die er mitgebracht hat, sind alles andere als traurig.

Erfolgreichstes Jahr seit der Aufzeichnung: Baumgärtner freut sich über Tourismuszahlen

Das Jahr 2024 war in Sachen Tourismus ein Rekordjahr und das erfolgreichste seit den Aufzeichnungen 1912. Das ist besonders, denn "München ist keine Stadt wie Barcelona, Rom oder Wien", die sowieso eine große Zahl an Touristen anziehe, sagt Baumgärtner. "Ohne die Wiesn wären wir eine Stadt im Süden Deutschlands. Punkt." Der CSUler ist fest davon überzeugt, dass München für den wirtschaftlichen Erfolg mehr braucht.

Vor seinem Abgang will er mit den Tourismuszahlen noch einmal deutlich machen, dass er das richtige Konzept verfolgte. Denn in etlichen Zeiträumen im Jahr 2024 schoss der Tourismus nach oben – auch dort, wo München normalerweise nichts auf dem Programm hat. Baumgärtner erinnert an die "echten Zuckerl".

Da wäre zum Beispiel das Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft am 14. Juni in der Arena. Oder die Intersolar-Messe vom 19. bis zum 21. Juni auf dem Messegelände. Und dann freilich das Oktoberfest. Aber besonders stolz zeigt sich Baumgärtner über den Ausschlag im August. Denn eigentlich wäre da wieder "saure Gurke angesagt" gewesen, wie er die Tourismus-Tiefs nennt. Doch nicht im Jahr 2024.

Baumgärtner: "Bei aller Bescheidenheit, das war halt ich"

Im letzten August toppten die Übernachtungen alle bisherigen Rekorde, über zwei Millionen wurden gezählt. Die kamen nicht von irgendwoher. Neben Konzerten wie Taylor Swift und Coldplay im Olympiastadion wurde auf dem Gelände der Messe München für die Sängerin Adele ein eigenes temporäres Stadion erbaut. Über 730.000 Fans besuchten die zehn Konzerte. "Es hat sich gelohnt, die Messe als Veranstaltungsort weiter aufzumachen", sagt Baumgärtner.

Für ihn ein klarer Beweis dafür, dass es solche Veranstaltungen braucht: "Wir hätten diese Zahlen nicht, wenn wir einen ‘normalen‘ Sommer gehabt hätten." Einfach war der Weg zum Rekord-August nicht, meint Baumgärtner. Immer wieder musste er "den Weg durch den Papierdschungel lenken", wenn es wieder eine Genehmigung brauchte. "Sie brauchen jemanden, der sich drum kümmert und bei aller Bescheidenheit, das war halt ich."

Der CSUler stellt fest: "Das sind die Gäste, die wir in München haben wollen"

"Es hat sich rentiert, wie wir gehandelt haben", ist Baumgärtner überzeugt. Er verweist auf die Touristen, die über Nacht in München blieben. Der durchschnittliche Besucher, der nur über Tag blieb, gab 80 Euro aus. Ein solcher, der über Nacht blieb, gab 258 Euro aus. "Das sind die Gäste, die wir in München haben wollen", sagt Baumgärtner. Die genauen Zahlen bekam das Referat für Arbeit und Wirtschaft von Mastercard, das Unternehmen stellte der Stadt Daten über die Nutzung seiner Kreditkartenkunden zur Verfügung.

Eine weitere Wertschöpfung sieht der Politiker in Touristen aus China. Sie geben sechsmal mehr Geld aus wie der Durchschnittstourist. In seiner Amtszeit habe sich Baumgärtner deshalb besonders mit diesem Markt beschäftigt. "Die Arbeit trägt Früchte", sagt er. 40,4 Prozent mehr Chinesen besuchten im vergangenen Jahr München.

"Räume mein Büro": Clemens Baumgärtners Pläne für die Zukunft

Das Event-Jahr 2024 war aus wirtschaftlicher Sicht also ein voller Erfolg. Für 2025 erwartet Baumgärtner wieder ein "normales" Jahr. Er könne dann tourismustechnisch jedenfalls nichts mehr "regeln". Für ihn ist hier Schluss. SPD und Grüne haben Christian Scharpf (SPD) an seiner Stelle zum Wirtschaftsreferent gewählt, den bisherigen OB von Ingolstadt. Am Schluss sagt Baumgärtner zur AZ: "Ich schaue mit sehr viel Freude auf die sechs Jahre zurück. Ich hätte wirklich gerne weitergemacht."

Wie geht es für den CSUler jetzt weiter? "Am Freitag räume ich mein Büro aus und werde dann schnurstracks in den Wahlkampf gehen." Baumgärtner kandidiert 2026 bei der OB-Wahl und nimmt es mit Amtsinhaber Dieter Reiter (SPD) auf.

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