Bauer findet Schwert aus Bronze

Michael Rieger hat per Zufall eine 3500 Jahre alte Waffe in Pasing entdeckt – sie sollte einst einen Edelmann ins Jenseits begleiten
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Michael Rieger (zweiter von links) entdeckte das Schwert beim Pflügen
az Michael Rieger (zweiter von links) entdeckte das Schwert beim Pflügen

Michael Rieger hat per Zufall eine 3500 Jahre alte Waffe in Pasing entdeckt – sie sollte einst einen Edelmann ins Jenseits begleiten

MÜNCHEN Als Michael Rieger von seinem Traktor kletterte und ein verbogenes Stück Metall am Boden liegen sah, dachte er erst an ein weggeworfenes Kinderspielzeug. Tatsächlich war der Jungbauer beim Pflügen auf eine archäologische Kostbarkeit gestoßen – ein rund 3500 Jahre altes Bronzeschwert, eine antike Grabbeilage.

Zuhause auf dem Hof zeigte Michael Rieger das merkwürdige Schwert seinen Eltern. „Es war grün angelaufen und schmutzig“, erzählt Martin Rieger (66). Weil er und seine Familie bei der Feldarbeit öfters auf Hufeisen und ähnliches gestoßen waren, schenkte dem Schwert zunächst niemand besondere Beachtung. Über ein Jahr lag es in einer Schublade. Bis Martin Rieger in der Zeitung zufällig auf einen Bericht über archäologische Funde in der Nähe von Bobingen stieß – darunter befand sich ein Schwert, 3000 Jahre alt und dem seinen ähnlich.

Riegers Neugier war geweckt. Deshalb zeigte er es einem Freund, dem CSU-Stadtrat Thomas Schmatz. Der fackelte nicht lange und zog einen Experten vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege zu Rate. Jochen Haberstroh: „Es handelt sich zweifelsohne um eine Grabbeigabe aus der mittleren Bronzezeit, 1500 Jahre vor Jesus Christus Geburt.“

Experten des Landesamtes untersuchen derzeit den Fund. „Handwerklich ist es keine besonders gute Arbeit“, erklärt Archäologe Timm Weski, „die Klinge ist von minderer Qualität und der Griff ist hohl.“ Besitzer des Schwerts war ein Krieger, kein einfacher Soldat sondern vermutlich ein Edelmann, glaubt Timm Weski. Der Tote wurde, wie damals üblich, samt seiner Kleider und Waffen beigesetzt.

Ein Rätsel ist inzwischen gelöst: Die eigenartig gekrümmte Spitze sollte das Schwert als Grabbeigabe kennzeichnen und somit unbrauchbar machen. Die Menschen jener Zeit, so meinen Archäologen zu wissen, wollten damit verhindern, dass der Tote samt Schwert aus dem Jenseits zurückkehrt.

Allen Spukgeschichten zum Trotz sind die Riegers von ihrem Bronzeschwert begeistert. Damit nicht Schatzsucher und Grabräuber ihre Äcker plündern, hält die Familie den genauen Fundort geheim. Der Hof in Pasing gehört ihnen seit vielen Generationen. „Erstmals wurde er im Jahr 1650 urkundlich erwähnt“, berichtet Sohn Michael. Das Schwert, das er gefunden hat, gehört allerdings nicht einem seiner Ahnen, die Familie stammt ursprünglich aus dem Böhmerwald.

Das Schwert bleibt in Familienbesitz. „Es lag Jahrtausende auf unserem Grund“, sagt Martin Rieger, „deshalb gehört’s laut Gesetz uns.“ Es soll aber nicht in einer Vitrine verstauben. Das Schwert wird künftig in Pasinger Schulen im Geschichtsunterricht gezeigt werden.

R. Hub, C. Landsgesell

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