Bau-Stau am Stau-Bau
Am Tatzelwurm kann die dritte Bauphase in diesem Jahr nicht mehr abgeschlossen werden. Erst 2009 kommt die andere Fahrbahn dran
MÜNCHEN Tausende Autofahrer, die in den vergangenen Wochen im Schneckentempo über die Hochbrücke Freimann schleichen mussten, haben es schon lange vermutet. Jetzt ist es traurige Gewissheit: Der Tatzelwurm, Münchens größte Stau-Falle, wird deutlich später fertig als geplant. Vom ursprünglichen Plan, die zweite und dritte Bauphase bereits in diesem Jahr abzuschließen, hat man sich mittlerweile verabschiedet: „Die Terminplanung war einfach zu knapp bemessen“, sagte Ute Wenning, die Sprecherin der Autobahndirektion Südbayern
Statt am Jahresende soll die Fertigstellung der Fahrbahnen Richtung Nürnberg, an der derzeit noch immer gewerkelt wird, jetzt erst im Frühjahr 2009 abgeschlossen sein. Da im Winter keine Arbeiten möglich sind, muss dadurch auch der Bau der Fahrbahnen Richtung München um einige Monate verschoben werden. Bau-Stau am Stau-Bau.
Für die Autofahrer ist das mehr als ärgerlich: Um die Auffahrt Freimann zu erreichen, müssen sie sich seit Monaten über die Umleitung Ungererstraße, Situlistraße, Freisinger Landstraße und Heidemannstraße zweispurig zur Auffahrt Freimann quälen. Nur die Autos, die vom Mittleren Ring kommen, dürfen den Tatzelwurm weiter befahren. Der Verkehr, der auf München zusteuert, ist wie bisher auf die verengten Fahrspuren der westlichen Autobahnhälfte angewiesen. Täglich sind rund 100 000 Autofahrer vom Stau am Verkehrskreuz betroffen.
Wie die Verzögerung zustande kommt, erklärt Wenning mit der Komplexität des Bauwerkes: „Wenn man bei jedem Handgriff eine Idee länger braucht als geplant, summiert sich das am Ende auf ein paar Monate.“ Deshalb will man bei der Baubehörde auch keine Prognosen mehr abgeben, wann die 586 Meter lange Großbaustelle endgültig wieder den Autofahrern übergeben werden kann. Ursprünglich war die Fertigstellung bis April 2010 geplant.
Der Abriss und Neubau des Tatzelwurms wird voraussichtlich rund 37 Millionen Euro kosten. Die Brückenkonstruktion, die aus den 50er Jahren stammt, muss abgerissen werden, weil Techniker zuletzt zu viele Korrosionsschäden festgestellt hatten: Das Bauwerk hatte begonnen, marode zu werden, weil die Stahlarmierung des Betons nicht genügend vor Wasser und einsickernden Salzen geschützt war.
Daniel Aschoff
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