Bau in Westenriederstraße: Frost stoppt Archäologen
MÜNCHEN - Winterpause in der Westenriederstraße gleich neben dem Lokal „Beim Sedlmayr“: Im Frühjahr wird auf Münchens einstmals wertvollstem Parkplatz ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen.
Die Baugrube ist ausgehoben. Die Fernwärmeleitung ist verlegt. Alles steht parat für den Bau eines Wohn-, Büro- und Geschäftshauses an der Westenriederstraße 10 bis 12, gleich neben dem Lokal „Beim Sedlmayr“. Fast alles. Denn Väterchen Frost hat für eine Unterbrechung gesorgt: Die Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege können ihre Grabungen wegen der niedrigen Temperaturen nicht fortsetzen.
Eigentlich sollten die Tiefenforscher ihre Untersuchungen bis Weihnachten abgeschlossen haben. Wegen des heftigen Wintereinbruchs mussten sie Schaufel und Pinsel aber schon drei Wochen vorher ruhen lassen.
Bei der Baywobau, die sich das Filetstück gleich neben dem Viktualienmarkt zusammen mit der Weichinger Projektentwicklung GmbH gesichert hat, sieht man die Verzögerung entspannt. „Es läuft alles planmäßig“, sagt Geschäftsführer Harald Spornraft. Dass sie Archäologen anrücken würden, war von vorneherein klar. Denn das Grundstück, das seit 1952 der Stadt gehörte und lange Jahre als städtischer Parkplatz genutzt wurde, ist geschichtsträchtig.
1270 bis 1334 verlief an der Nordgrenze des Grundstücks die innere Stadtmauer, ab 1430 stand dort die Zwingermauer mit Turm. Und 1826 wurde die erste Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde eröffnet, nach deren Verlegung ein Wohnhaus.
In geschichtsträchtigen und für die Denkmalschützer interessanten Zeiten wohnten an dieser Adresse weniger betuchte Menschen. Deshalb erwarten die Bauherren auch definitiv keine Sensations-Funde, die ihr Projekt verzögern würden. „Man weiß, dass man dort nichts Überraschendes findet“ – das ist ausreichend untersucht“, hatte Geschäftsführer Alexander Hofmann schon im September erklärt.
Die Baugenehmigung für das Haus mit zwei Läden, zwei Büros, 14 Wohnungen und einer Tiefgarage liegt seit Dezember vor. Die kleinste Wohnung wird 82, die größte 222 Quadratmeter groß sein. Was das Grundstück gekostet hat, wollte die Baywobau bei der Vorstellung des Projekts im Herbst nicht verraten. Nur, dass es „eines der teuersten war, die die Stadt bisher verkauft hat“.
Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr starten. Im Lauf des Jahres 2012 soll das Haus fertiggestellt sein. Rudolf Huber
Reste der alten Stadtmauer entdeckt
Maximilianstraße: Im Hof finden sich Relikte aus dem 13., 15. und 19. Jahrhundert.
Eine Fundstelle der kurzenWege: Bei Vorbereitungen für den Bau einer Tiefgarage stießen die Experten des Landesamts für Denkmalpflege erst vor Kurzem im eigenen Hof und im Nachbarhaus an der Maximilianstraße auf Reste der Münchner Stadtgeschichte: Nur 80 Zentimeter unter dem Pflaster und sehr gut erhalten.
Es handelt sich dabei um die Reste der Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert, der so genannten Zwingermauer aus dem 15. Jahrhundert sowie von Bauten aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Unter dem Kellergeschoss der Maximilianstraße 6 werden auch noch Reste des „Hexenturms“ vermutet. „Seine Lage und sein Zustand sollen durch eine weitere Sondage geprüft werden“, heißt es beim Landesamt.
Ein Fest für die Forscher: Die älteren Kulturschichten, die während der Grabungen zutage traten, sind fast zwei Meter dick. Sie ermöglichen einmalige Einblicke in die frühere Bebauung und Nutzung der Fläche.
Die Denkmalschützer: „Der Fund zeigt, wie gut sich Geschichtszeugnisse aller Epochen trotz Kriegszerstörungen und intensiver Bautätigkeit unter dem heutigen Pflaster unserer Stadt- und Siedlungskerne erhalten haben und wie wichtig es ist, diese zu schützen.“
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