Barrierefrei in die Tram: Straßenbahnhaltestellen werden umgebaut

Die MVG will Rollstuhlfahrern das Leben erleichtern. Und beginnt mit dem Umbau von Bahnsteigen. Die AZ erklärt, wo es losgeht - und wie weiter.
von  Irene Kleber
Hinein in eine Tram schafft es Münchens Behindertenbeauftragter Oswald Utz (Grüne) gerade noch so allein über den bestehenden Hublift. Heraus braucht er zwingend (Abbrems)hilfe.
Hinein in eine Tram schafft es Münchens Behindertenbeauftragter Oswald Utz (Grüne) gerade noch so allein über den bestehenden Hublift. Heraus braucht er zwingend (Abbrems)hilfe. © Daniel Loeper

München - Erst hebt sich die Bodenplatte an der Türe an, dann fährt eine Rampe heraus und eine Klappe arretiert nach unten. Tja, oder eben auch nicht. 

Unzuverlässige Hublifte

Wer mit einem Rollstuhl in München regelmäßig Trambahn fährt, kann jedenfalls ein (Klage)lied davon singen, wie oft die Hublifte funktionieren. Ziemlich unzuverlässig nämlich, weil praktisch jeder hineingerutschte Kiesel das System stören kann. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hat sich diese Klagen über Jahre angehört - und jetzt endlich bewegt sich was.

Und so sieht der Ein- und Ausstieg aus der Tram aus, wenn der Bahnsteig schon angehoben und barrierefrei ist, wie hier am Klinikum Harlaching. In dem...
Und so sieht der Ein- und Ausstieg aus der Tram aus, wenn der Bahnsteig schon angehoben und barrierefrei ist, wie hier am Klinikum Harlaching. In dem... © Daniel Loeper

Die ersten drei barrierefreien Tram-Bahnsteige sind fertig, auf der Linie 25, die Richtung Grünwald fährt. An den Haltestellen Theodolindenplatz, Klinikum Harlaching und Menterschwaige sind die Bahnsteige jetzt auf 25 Zentimeter Höhe über der Schienenoberkante angehoben worden, fast niveaugleich zum Tram-Einstieg.

...mit dem Rollstuhl-Symbol markierten Kasten draußen befindet sich diese gelbe Faltrampe, für den Fall, dass sie doch mal gebraucht wird.
...mit dem Rollstuhl-Symbol markierten Kasten draußen befindet sich diese gelbe Faltrampe, für den Fall, dass sie doch mal gebraucht wird. © Daniel Loeper

Zwei Jahre Planung

Zwei Jahre haben Ingenieure, Fahrzeugbauer und Handwerker der Stadtwerke dafür geplant, Modelle gebaut und getestet. Im Schnitt 13 fehlende Zentimeter Höhe ausgleichen, das funktioniert nicht an jeder der 200 Münchner Trambahnhaltestellen (mit insgesamt 370 Trambahnsteigen) gleich.

Zumal an Gleisbögen ist die Sache mit der Spaltenbreite zum Bahnsteig schwierig zu berechnen, und was, wenn sich die Trambahn in ein paar Jahren zwei, drei Zentimeter senkt, weil sich Räder und Schienen abnutzen, gehen dann die Türen noch auf? Dazu kommt, das aktuell vier verschiedene Tramtypen in München herumfahren. Passen soll es am Ende für alle.

Eine teure Angelegenheit

Es wird, so viel kann man schon sagen, eine teure Angelegenheit, alle Trambahnsteige barrierefrei umzubauen. Zwischen 300.000 und zwei Millionen Euro könnte es pro Trambahnsteig kosten, schätzen Experten. Weshalb MVG-Chef Ingo Wortmann schon mal ankündigt, dass man - neben den Neubaustrecken wie der Tram-Westtangente und der Tram im Münchner Norden - nur "drei bis vier bestehende Trambahnsteige pro Jahr" umbauen wolle, und wohl erst in "30 bis 50 Jahren" alle Trams barrierefrei bestiegen werden können.

Nächstes Jahr geht's weiter

Insgesamt sei das alles übrigens nicht nur von Nutzen für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer, sondern für alle Tram-Fahrgäste, auch die mit schwerem Gepäck, Kinderwagen, Gehstöcken oder Rollator. Kommendes Jahr sind als Nächstes dran: die Tram-Haltestellen Isartor, Deutsches Museum und Olympiapark West. Plus die ganz neuen Haltestellen Carl-Amery-Platz (an der Linie 25 zwischen Ostfriedhof und Regerplatz) und Scheidplatz Süd (Tram12).

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