Barbiepuppen und Koalitions-Tango auf dem Nockherberg

Beim traditionellen Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg haben Spitzenpolitiker wieder reichlich Spott ertragen müssen. Dabei trat erstmals der Schauspieler Michael Lerchenberg in der Rolle des Fastenpredigers „Bruder Barnabas“ auf.
von  Abendzeitung
Prost Salvatorgemeinde: Michael Lerchenberg als Bruder Barnabas
Prost Salvatorgemeinde: Michael Lerchenberg als Bruder Barnabas © ap

Beim traditionellen Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg haben Spitzenpolitiker wieder reichlich Spott ertragen müssen. Dabei trat erstmals der Schauspieler Michael Lerchenberg in der Rolle des Fastenpredigers „Bruder Barnabas“ auf.

MÜNCHEN. Beim traditionellen „Politiker-Derblecken“ auf dem Münchner Nockherberg ist der neue Fastenprediger Michael Lerchenberg mit der Polit-Prominenz hart ins Gericht gegangen. „Da sieht man, wie leicht doch regieren sein kann, wenn man sich die Diäten erhöht!“, wetterte Lerchenberg am Donnerstag beim Starkbieranstich.

„Man kann nicht wegen jedem Euro mehr für einen Hartz-IV-Empfänger, der sich sein Heizöl nicht mehr leisten kann, einen Eiertanz aufführen, aber sich selber die Taschen vollstopfen!“

Auch der Erzbischof bei der Fastenpredigt

Unter den mehreren hundert Gästen waren auch Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU), SPD-Chef Kurt Beck und die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth. Der neue Münchner Erzbischof Reinhard Marx ließ sich die mit Seitenhieben gespickte Fastenpredigt ebenfalls nicht entgehen, die der langjährige Edmund-Stoiber-Imitator Lerchenberg im Mönchsgewand des Bruder Barnabas vortrug.

Auch die schwarz-rote Koalition in Berlin nahm Lerchenfeld aufs Korn: Beck als gestandenes Mannsbild habe es nicht einfach, wenn mit Bundeskanzlerin Angela Merkel beim „Koalitions-Tango“ plötzlich eine Dame den Takt angebe. „Das glatte Berliner Parkett ist halt kein pfälzischer Tanzboden. Und er hofft halt, der Kurt Beck, dass es die geschmeidige Berliner Primaballerina beim Spagat von links nach rechts sauber in der Mitte auseinanderreißt.“

Auch die Milliardenbelastungen der Landesbank BayernLB waren Thema: „Wenn man früher richtige Millionenbeträge verspielen wollte, dann hat man heimlich ins Hinterzimmer von einer schummrigen Bahnhofsbar gehen müssen. Heut' gehst in den fünften Stock von der Landesbank!“, zog Lerchenberg vom Leder. Normalerweise müsse bei einem 500-Millionen-Verlust ein aufsichtsführender Minister seinen Hut nehmen, wandte er sich mit Blick auf den bayerischen Finanzminister und CSU-Chef Erwin Huber an Beckstein. „Aber ihren eigenen Parteivorsitzenden können's schlecht „nausschmeißen, gell?“

Seehofer und die Handy-Goliaths

Den Bundesagarminister Horst Seehofer (CSU) zog Lerchenberg dafür durch den Kakao, weil er sein Nokia-Handy aus Verärgerung über den Stellenabbau des Unternehmens in Bochum öffentlichkeitswirksam weggeworfen hatte: Als Verlierer im Kampf um den CSU-Vorsitz gerade noch „im Kinderwagerl“ rausgerollt, sei er jetzt schon wieder dabei „als heuschreckenbekämpfender David“, der die Handy-Goliaths das Fürchten lehre. „Demnächst, wenn ein Kleiderfabrikant zusperrt, zieht er sich dann nackert aus?“

Auch die neue CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer wurde in den ehrenvollen Kreis der „derbleckten“ Politiker aufgenommen: „Sie sind nicht naufmarschiert in die Kampfabteilung der Partei, sondern runter-emanzipiert worden zum Barbiepupperl der CSU. Aber wenigstens lachen Sie immer so nett.“ (dpa)

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