Bankräuber nach 18 Jahren gefasst!

Im Juni 1994 soll er in München brutal eine Bank überfallen und acht Geiseln misshandelt haben, darunter Kinder. Jetzt hat die Polizei den 43-jährigen Tatverdächtigen in Tirol gefasst.
von  Timo Lokoschat
So berichtete die AZ 1994 über den Banküberfall in München. 18 Jahre später ist ein mutmaßlicher Täter in Österreich geschnappt worden.
So berichtete die AZ 1994 über den Banküberfall in München. 18 Jahre später ist ein mutmaßlicher Täter in Österreich geschnappt worden. © az

Im Juni 1994 soll er brutal eine Bank in München überfallen und acht Geiseln misshandelt haben, darunter Kinder. Jetzt hat die Polizei den 43-jährigen Tatverdächtigen in Tirol gefasst.

München/ Tirol - Sie verkleben ihren Opfern die Köpfe mit Paketband – nur die Nase bleibt zum Atmen frei. Das Ziel der Bande um Zvonko T.: Sie will den Schlüssel! Er führt zum Tresor der BfG-Bank am Promenadeplatz, neben dem Hotel Bayerischer Hof.

Der Bankraub schockiert 1994 München. Diesen Donnerstag, nach 18 Jahren, ist der mutmaßliche Haupttäter gefasst worden.

Die Chronologie des Verbrechens: Als der Kassierer Karl H. (51) am Abend des 24. Juni 1994 in sein Haus nach Englschalking kommt, ist seine Familie bereits gefesselt. Die Täter schlagen den Mann zusammen und quälen ihn mit Elektroschocks: „Du machst den Tresor auf!“

Als sein Gesicht schon völlig verschwollen ist, gibt Karl H. den Namen seiner Kollegin Claudia P. preis. Nur gemeinsam können sie den Safe öffnen.

Die Kriminellen fahren zu ihr nach Milbertshofen, verprügeln den Ehemann und nehmen das Paar als Geisel. Damit sind insgesamt acht Menschen in ihrer Gewalt: der Kassierer, seine Frau, seine Töchter (10 und 17), der Sohn (19) und die Schwiegermutter (74).

Die Täter zählen das Geld, als die Polizei die Wohnung stürmt

Um 6.30 Uhr schlagen die Gangster zu, betreten die Bank durch einen Seiteneingang. Die Kassierer öffnen den Safe.

1,5 Millionen Mark packen die Männer in zwei Reisetaschen. Dann lassen sie Claudia P. und Karl H. im Tresor zurück.

Um 7.30 Uhr erhält die Polizei den ersten Hinweis: Claudia P.s Mann konnte sich befreien.

Die Polizei glaubt, dass die Täter noch in der Bank sind, legen sich mit einem Sondereinsatzkommando auf die Lauer. Doch die Männer und Frauen – eine hatte als Putzfrau in der Bank gearbeitet und alles ausgespäht – sind verschwunden.

Einem Münchner fällt ein verdächtiges Auto auf. Er notiert sich das Kennzeichen des Audi 80. Die Überprüfung führt die Kripo in die Blodigstraße am Hasenbergl. Als die Polizei die Wohnung stürmt, sind vier der Täter bereits beim Geldzählen. Die Vernehmung ergibt: drei verschuldete Ehepaare haben die Tat geplant. Rund eine Million Mark wird sichergestellt.

Das Verbrechen ist noch nicht verjährt

Als einziger kann Zvonko T. entkommen – mit 500000 Mark, also auch dem Anteil seiner Frau, die in ihrer Wohnung verhaftet wird. Ihre Kinder kommen ins Heim.

In Serbien wird Zvonko T. später verhaftet – wegen eines Mordes. Er muss zwölf Jahre ins Gefängnis. Als T. vorgestern unter falschem Namen nach Österreich einreisen will, nehmen ihn Fahnder in Tirol fest. Der Haftbefehl gilt noch. Die Tat ist noch nicht verjährt.

Jetzt sitzt der 43-Jährige in Innsbruck in Haft. Er soll an Bayern ausgeliefert werden.

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