Bankräuber machten Millionenbeute Flucht mit der S-Bahn nach München

MÜNCHE/WEßLING - Jetzt stehen die beiden Bankräuber von Weßling vor dem Landgericht München II. Sie erbeuteten im Januar 2008 rund 1,3 Millionen Beute. Ihre Flucht war spektakulär. Die Angeklagten legten bereits ein Geständnis ab. Ihr Motiv: Schulden.
Der Banküberfall auf die Raiffeisenbank-Filiale in Weßling war bis ins Detail geplant: Tagelang wurde der Tatort ausgekundschaftet, Uniformen, echt aussehende Waffen und entsprechende Gürtel gekauft, wie sie Security-Mitarbeiter von Geldtransportunternehmen tragen. Als sie dann am 23. Januar 2008 um kurz nach zehn Uhr die Bank mit rund 1,3 Millionen Euro verließen, fuhr zufällig eine Polizeistreife vorbei. Zunächst schenkten sie den echt aussehenden Security-Männern keine Beachtung.
Ein Täter hat in der U-Haft geheiratet
Aber als die Beamten sahen, dass sie die vier Geldkoffer in einen uralten Citroën verstauten, drehten sie um und nahmen die Verfolgung auf. Ein Täter konnten sie sofort festnehmen, nach dem der Fluchtwagen im Graben gelandet war. Der zweite Täter, der in der U-Haft geheiratet hat, schaffte die Flucht mit der S-Bahn, wurde aber einen Monat später festgenommen (AZ berichtete).
Jeder hatte zirka 100.000 Euro Schulden
Seit gestern stehen die Bankräuber Bernd R. (44) und Friedrich R. (46) vor dem Landgericht München II. Die beiden Angeklagten machten reinen Tisch und legten ein Geständnis ab: „Uns haben die Schulden gedrückt.“ Jeder hatte so zirka 100.000 Euro Gesamtschulden. Solartechniker Bernd R. saßen die Drogendealer im Nacken: „Allein bei denen hatte ich 20.000 Euro Schulden. Die wollten ihr Geld.“ Der arbeitslose Friedrich R. hatte Ärger mit dem Fiskus: „Der will 60.000 Euro. Die vielen Schulden sind durch meinen Autohandel entstanden, der längst pleite ist.“
Einem Bankräuber gelang die Flucht mit der S-Bahn
An dem Überfall hatten sie beide lange gefeilt und waren erstaunt, dass sie mit ihren Uniformen ungefragt Richtung Tresorraum gehen durften. Sie klopften an und ein Banker öffnete. Bernd R. fesselte ihn, befahl ihm eine Rohypnoltablette zu schlucken. Sonst würde er ihm die Pistole so oft auf den Kopf hauen, bis er bewusstlos ist.Der Banker entschied sich für die Tablette. Das Opfer leidet heute noch unter den Folgen des Überfalls. Bernd R. gelang es vor der Polizei zunächst zu Fuß zum Flughafen Oberpfaffenhofen. Dort trampte er nach Puchheim, stieg in die S 8 und fuhr nach München, fand Unterschlupf bei Freunden. Der Prozess dauert an.
Torsten Huber