Balkonbepflanzung leicht gemacht: Expertentipps für eine grüne Oase

München - An Bäumen treiben hellgrüne Blätter aus den Ästen, die ersten Tulpen leuchten rot und Kirschblüten zieren ganze Straßenzüge. Höchste Zeit also für alle Hobbygärtner, etwas Grün auch ins eigene Zuhause – oder auf den eigenen Balkon – zu holen. Aber wie pflanzt man am besten einen Blumenkasten und welche Pflanzen sind überhaupt geeignet für den eigenen Balkon? Jemand der sich auskennt, ist Oliver Hauck, Garten- und Landschaftsgärtner bei Pflanzen Kölle in Unterhaching.
Er ist selbst passionierter Gärtner im heimischen Garten, hat dort sogar eine Banane stehen. Aber das war nicht immer so, auch er brauchte einige Anläufe, um zu wissen, was eine Pflanze braucht und wie sie richtig gepflegt wird.
In welcher Himmelsrichtung liegt der Balkon?
"Als junger Mann habe ich im Lehel gewohnt. Einmal habe ich schon im Februar alles auf dem Balkon eingepflanzt und mich gewundert, warum schließlich alles eingegangen ist", erinnert er sich und lacht.
Heute weiß er, dass seine Pflanzen damals erfroren sind. Aber nicht nur das. "Eine der wichtigsten Fragen, die man sich bei einer Balkonbepflanzung stellen muss: In welcher Himmelsrichtung liegt mein Balkon", weiß Hauck. So weit erstmal keine Raketenwissenschaft: Auf einem Nordbalkon bekommen Pflanzen wenig bis kaum Sonne. "Mit mediterranen Pflanzen wird man dort kein Glück haben", so Hauck.
Was ist der natürliche Lebensraum der Pflanze?
Im Süden dagegen sind zum Beispiel Farne, die es feucht und schattig mögen, nicht gut aufgehoben. Hauck: "Im Westen sind die Pflanzen eher Wind, Regen oder Hagel ausgesetzt. Großblättrige Pflanzen sind für einen Westbalkon weniger geeignet. Die Pelargonien an Bauernhöfen finden sich immer an der Ostseite."
Wichtig also: Die Pflanzen nach der Balkonausrichtung auswählen, damit man den Pflanzen ein natürliches Habitat schaffen kann. "Was sind die Lebensbereiche der Pflanze? Am Wald- oder Wasserrand, im alpinen Raum?", formuliert Hauck die essenziellen Pflanz-Fragen. Und noch eine wichtige Überlegung trägt laut dem Experten zum Gartenglück auf dem Balkon bei: "Ich muss mir überlegen: Welche Stimmung möchte ich auf meinen Balkon bringen?" Also wie der Balkon genutzt und welche Wirkung damit erzielt werden soll.
Tipp vom Pflanzen-Experten aus München: Die Farbgebung kann bei der Auswahl helfen
"Soll es ein Naschgarten sein, kinderfreundlich, ein Bauerngarten oder eine Oase der Ruhe. Dabei kann die Farbgebung helfen - Stichwort Farbpsychologie", sagt der Experte. Wer beispielsweise kühlere Farben mag, sei mit Eukalyptus gut beraten. Nicht nur die Wirkung, auch der Zweck muss bedacht werden, erklärt Hauck.

"Soll es schick sein, einen Sichtschutz bieten oder wenig Arbeit machen: Wer beispielsweise seine Nachbarn ärgern will, holt sich einen Bambus. Der verliert ganz viele Blätter", scherzt Hauck. "Spaß beiseite, man sollte dabei seinem Gefühl folgen, sage ich als kleiner Pflanzenphilosoph."
Pflanzen-Experte Oliver Hauck: "Der Fachhandel lohnt sich"
Wer diese Fragen geklärt hat, kann sich ans Einkaufen machen. Neben den Kästen selbst muss die Aufhängung für den eigenen Balkon passen, damit diese sicher befestigt sind. Die Pflanzen selbst empfiehlt Hauck, immer beim Fachhandel zu kaufen. "Nicht alles im Internet ist Mist. Aber viel. Der Fachhandel lohnt sich. Dort werden die Pflanzen richtig gepflegt, und es gibt eine Fachberatung. Wie zum Beispiel bei Pflanzen Kölle", erklärt Hauck.
Neben den Pflanzen selbst ist außerdem die Erde entscheidend. Die sollte der Pflanze entsprechend gewählt sein. Im Pflanzenfachmarkt reicht das Angebot von Tomaten- bis Kräuter- über Hortensien- hin zu Zitruspflanzenerde. Für fast jede Pflanzenart gibt es spezielle Erde. Hauck merkt außerdem an: "Wenn mir 40 Liter Erde für einen Euro verkauft werden, kommt die Erde wahrscheinlich aus einer Bleifabrik. Im Ernst: Das kann dann keine gute Erde sein. Lieber weniger, dafür gescheite Erde und keinen Ramsch kaufen", so Hauck.
Häufig wird zu viel gegossen
Immer mehr in den Fokus rückt außerdem torffreie Erde. "Torf ist ein Wasserspeicher", sagt Hauck. Allerdings stammt der Torf oft aus Hochmooren, die durch den Abbau zerstört werden. Deshalb empfiehlt beispielsweise auch das Umweltbundesamt torffreie Pflanzenerde.
Neben der richtigen Erde empfiehlt Hauck, Tongranulat unter der Erde zu verwenden. Das funktioniert als Drainage und verhindert Staunässe. Aber Vorsicht: "In den meisten Fällen wird zu viel statt zu wenig gegossen. Das Problem ist, dass auch wenn die Pflanze zu nass ist, sie die Blätter hängen lässt. Oft wird dann noch mehr gegossen – und die Pflanze erstickt am Ende", erklärt Hauck.
Zitruspflanzen mögen es sonnig und warm
Für die richtige Wassermenge rät Hauck dazu, sich das natürliche Habitat der Pflanze klar zu machen. "Ein Farn hat ganz andere Bedürfnisse als ein Lavendel. Die hatte ich mal zusammen im Topf und habe mich gewundert, warum das nix geworden ist", erinnert er sich und lacht.

Heute bezeichnet der Gartenexperte sich als "mediterraner Typ". Dazu stellt er beim AZ-Besuch einen Blumenkasten vor mit Pflanzen, die gut harmonieren (siehe Bild rechts, Mitte). Zitruspflanzen mögen es sonnig und warm. Dazu passen beispielsweise Minze, Hauswurz oder Delosperma (Mittagsblume) und Salbei.
Im Kübel: Obstbäume für den Balkon
Besonders im Trend liegen laut Hauck Naschkästen, also "alles, was mit Essen zu tun hat", so Hauck. Für Gemüse gibt es extra Balkonzüchtungen. Hauck: "Eine Fleischtomate kann in einem Blumenkasten nicht gedeihen, allein weil sie viel zu schwer wird. Aber es gibt wunderbare Naschtomaten, die bestens geeignet sind." Snacktomaten passen beispielsweise wunderbar mit Oregano und Baby-Leaf-Salat (siehe Bild rechts, oben). Paprika lassen sich mit Erdbeeren und Thymian kombinieren. "Wer gerne Äpfel isst, braucht auf einem Balkon nicht darauf zu verzichten. Es gibt tolle Obstbäume im Kübel", erklärt der Experte.

Neben Obst und Gemüse werden heimische Wildstauden immer beliebter. "Akelei – die frisst keine Schnecke – und ist bienenfreundlich, Schafgarbe gibt es in allen Farben und Löwenzahn ist einfach der Hammer: Heimische Wildstauden sind robust und vertragen unsere Kälte gut", weiß Hauck.
Ob nun zum Naschen, anschauen oder würzen: In kleinen Balkonkästen lässt sich allerhand anpflanzen. Und mit ein paar Tipps gelingt auch den weniger begabten Gärtnern ein blühender Mini-Garten. Das Allerwichtigste für Hauck nämlich ist: "Hauptsache, man hat Freude daran!"
Was es beim Pflanzen zu beachten gilt
Viel Werkzeug braucht es laut Gartenlandschaftsgärtner Hauck nicht. "Ein großes Herz, Geduld und eine Schere oder ein Messer", sagt Hauck. Das Werkzeug sollte nach dem Verwenden immer desinfiziert werden, da auch Pflanzen Krankheiten übertragen können, erklärt der Fachmann. "Dafür taugt handelsübliches Desinfektionsmittel." Beim Bestücken des Blumenkastens empfiehlt Hauck, das verwendete Tongranulat vorab zu waschen, damit sich kein Tonschlick bildet.
Auf das gewaschene Granulat legt Hauck ein Stück Vlies. "Das verhindert, dass die Erde in das Granulat gewaschen wird", so Hauck. Wichtig ist außerdem, dass der Blumenkasten nicht bis oben mit Erde gefüllt wird, da sonst das Gießwasser oben abfließt. "Lieber nacherden, das geht immer", weiß der Experte.
Den Rundwuchs unbedingt durchbrechen
Hauck empfiehlt außerdem, organischen Dünger zu verwenden: "Damit kann man nicht überdüngen. Ein sogenannter Bodenaktivator bringt wichtige Mikroben und Bakterien in die Erde." Der Dünger kommt direkt mit in die Erde oder darf auch anschließend oben drauf.

Außerdem hat Hauck noch einen besonders wichtigen Tipp für Pflanzen, die im Topf gekauft wurden und dementsprechendes Wurzelwachstum aufweisen: "Um den Rundwuchs zu durchbrechen, die Wurzeln vorsichtig mit einem Messer oder einer Schere an der Seite einritzen und unten etwas aufbrechen. So können sich die Wurzeln im Kasten wunderbar ausbreiten", weiß Hauck.
Cannabis hat bei Pflanzen Kölle keine Bedeutung
Durch die Legalisierung dürfen nun auch Cannabissamen und -pflanzen verkauft werden. Darauf setzt man bei Pflanzen Kölle allerdings nicht.
Die Nachfrage scheint bisher nicht vorhanden zu sein. Kölle-Fachberater Hauck glaubt: "Ich denke, dass sich kleinere Gärtnereien in Zukunft spezialisieren werden und sich die Kundschaft an die wendet."
Ausschließen will Hauck aber auch nichts. Damit ist Kölle nicht alleine. Auch Baumärkte hatten bereits Anfang April Zurückhaltung bei dem Thema ausgestrahlt. Die Teillegalisierung habe keine Auswirkungen auf das Sortiment, teilten die Ketten Obi, Toom und Hornbach auf Anfrage der Deutschen Presse- Agentur mit.
Was auf dem Balkon erlaubt ist
Wer einen Balkon hat, kann sich glücklich schätzen. Das bedeutet aber nicht, dass dort wild gegartelt und gepflanzt werden darf, wie man will.
Grenzen ergeben sich dort, wo sich andere Hausbewohner gestört fühlen könnten oder der Gesamteindruck des Hauses leidet. An sich ist erstmal erlaubt, was gefällt. "Ob Pflanzen, Außenteppich oder Balkonmöbel: Mieter dürfen frei entscheiden, wie sie ihren Balkon gestalten", sagt Angela Lutz Plank, Geschäftsführerin vom Mieterverein München.
Entscheidend ist, dass das Eigentum des Vermieters nicht beschädigt und auf Nachbarn Rücksicht genommen wird – wenn beispielsweise ständig Gießwasser an der Fassade herunter läuft. Ein paar heruntergefallene Blätter müssen Nachbarn dulden, die Mieter müssen aber bereit sein, die zu entsorgen. Blumenkästen dürfen in der Regel außen angebracht werden, solange sie sicher befestigt sind. Ein Blick in den jeweiligen Mietvertrag schadet aber in keinem Fall.