Bald wieder Leben im Gasteig: Wie teuer wird's?

Am Mittwoch entscheidet der Stadtrat unter Ausschluss der Öffentlichkeit über eine kulturelle Zwischennutzung des Gasteigs. Die AZ hat die Details.
von  Jan Krattiger
Der Gasteig steht derzeit leer - bald soll er mit Zwischennutzungen wieder zum Leben erweckt werden.
Der Gasteig steht derzeit leer - bald soll er mit Zwischennutzungen wieder zum Leben erweckt werden. © imago/Joko

München - Die Sanierung des Haidhauser Kulturkolosses namens Gasteig ist seit Jahren in den Schlagzeilen (und es sind meist keine guten), darum soll es hier aber nicht gehen. Sondern darum, was im Gasteig passiert, bis dann die Bagger eines Tages wirklich auffahren. Das könnte frühestens Anfang 2024 der Fall sein, realistischer ist wohl 2026. 

Gasteig: Kulturelle Zwischennutzung gewünscht

Bis dahin sollen kulturelle Zwischennutzungen "zu guten Konditionen" das riesige Gebäude beleben – bereits im Oktober 2021 hat das die grün-rote Rathauskoalition beantragt. Lokale Kulturschaffende sollen die Räume vorübergehend beziehen dürfen. 

Am Mittwoch entscheidet der Stadtrat hinter verschlossenen Türen darüber, wie diese Zwischennutzung aussehen könnte. Der AZ liegt die nicht öffentliche Beschlussvorlage mit allen Details vor.

Gasteig: Miete oder keine Miete? 

Die wichtigsten Kriterien: Die Zwischennutzungen dürfen keine Konkurrenz sein für die Interims-Spielstätten Isarphilharmonie und Gasteig HP8. Und sie sollen "kostenneutral" sein, also keine Mehrkosten verursachen. 

Es geht beim Entscheid vor allem ums Geld. Sollen die Zwischennutzer Miete zahlen müssen oder nicht? Im Raum stehen beide Varianten: die Räume den Nutzern kostenfrei zu überlassen oder für 7 Euro pro Quadratmeter. 

Entscheidet sich der Stadtrat dazu, die Miete von 7 Euro zu verlangen, spart die Stadt rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr (im Verhältnis dazu: Die komplette Sanierung ist mit 450 Millionen Euro veranschlagt). Allerdings wird die Zwischennutzung dann nicht mehr erschwinglich für die, die sowieso Schwierigkeiten haben, im teuren München Räume zu finden. Soziokulturelle Initiativen oder solche aus der Jugendarbeit könnten das nicht stemmen, heißt es aus der Szene. 

Was aber aus der Vorlage deutlich wird: Die Stadt möchte eine Miete verlangen. Das Referat für Arbeit und Wirtschaft begründet das damit, dass es den "Grundgedanken des Verbots der Nutzungsüberlassung unter Wert" befolgen möchte. Das heißt: Die Räume haben einen gewissen Wert, für den auch Miete zu bezahlen sei. 

Zustand der Räume kritisch?

Wie gut der Zustand der Räumlichkeiten ist, wird in der Vorlage auch klar: Die technischen Anlagen sind "am Ende der Lebensdauer" und "Betriebsstörungen können die Folge sein". Außerdem sind asbestbehaftete Brandschutzklappen im Gasteig verbaut: 41 davon müssen laut Gutachten ausgetauscht werden. 

Das Wasser ist in den Bereichen der Philharmonie und der Bibliothek mit Legionellen verseucht. Bis Ende 2021 gab es eine Ausnahmegenehmigung des Gesundheitsreferats, die eventuell verlängert werden könnte. 

Bis sich der Gasteig aber wieder mit kulturellem Leben füllt, ob mietfrei oder nicht, dauert es noch eine Weile: Eine Jury soll einen oder maximal drei Hauptmieter auswählen, die die Räume dann auch weiter vermieten dürfen.  Wie diese Jury aussieht und bis wann sie ihre Auswahl trifft, ist noch offen. Jetzt entscheidet erst mal der Stadtrat.

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