Bald klingelt’s in der U-Bahn
MÜNCHEN - Am kommenden Dienstag wird das erste Kernnetz für den Handy-Empfang im Münchner Untergrund freigeschaltet. Ende 2011 haben die Fahrgäste dann in allen Tunnels Empfang.
Lange wurde darüber diskutiert und gestritten, jetzt rückt das denkwürdige Datum näher. Ab dem 8. September kann man in der Münchner U-Bahn telefonieren – zumindest in ersten Teilbereichen. Hauptgrund für die Mobilfunk-Ertüchtigung der Röhren: die Sicherheit.
Lange hatte sich die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) gegen Handy-Empfang im Untergrund gewehrt. Mit einem triftigen Grund: Umfragen hatten gezeigt, dass eine deutliche Mehrheit der Fahrgäste lieber ihre Ruhe haben. Erst eine Reihe von Gewalttaten in Zügen und Bahnhöfen hatte zum Umdenken geführt. Deswegen wird das Münchner U-Bahnnetz seit Anfang des Jahres für den Mobilfunk ausgerüstet. Der Einbau der Sende- und Empfangsanlagen durch die Netzbetreiber läuft seit Mai.
„Ein erstes Kernnetz mit den U-Bahnhöfen Hauptbahnhof, Karlsplatz, Sendlinger Tor, Marienplatz, Odeonsplatz und Theresienwiese soll noch vor der Wiesn, am 8. September, offiziell in Betrieb gehen“, so MVG-Sprecherin Bettina Hess zur AZ. In einem nächsten Schritt werden dann bis voraussichtlich Ende dieses Jahres die stark nachgefragten Streckenabschnitte zwischen Innenstadt und Stadion (U3 und U6) sowie zwischen Innenstadt und Messe (U2) ans Netz gehen.
Die Netzbetreiber bezahlen die Technik
Den Millionen Euro teuren Einbau der Anlagentechnik übernehmen die Netzbetreiber, ebenso die Finanzierung. Ihr erklärtes Ziel ist es, unter der Erde die selbe Empfangsqualität zu bieten wie oberirdisch. Dabei ist insbesondere die Ausrüstung der Tunnelstrecken mit Mobilfunktechnik eine logistische Herausforderung. Der Grund: Gearbeitet werden kann an den Tunnelantennen nur, wenn der reguläre U-Bahn-Betrieb ruht – also in den wenigen Stunden zwischen letzter und erster U-Bahn.
Rund 75 Kilometer Tunnelstrecke sind zu versorgen, 89 unterirdische Bahnhöfe gilt es mit den Funkstandards GSM und UMTS auszustatten. Keine einfache Sache, denn die Ausbreitung der Funkwellen wird durch die unterschiedliche Struktur der Tunnel nicht gerade erleichtert. Etwa 400 Antennen werden dafür installiert, über 300 Kilometer Glasfaserkabel verlegt. Kernpunkt des gesamten Systems ist ein Betriebsraum im Hauptbahnhof, wo alle Leitungen zusammengefasst werden.
Für die technische Umsetzung des Projekts ist der Mobilfunkbetreiber Vodafone zuständig. „Die Nachrüstung des gesamten U-Bahnsystems wird etwa drei Jahre in Anspruch nehmen und bis Ende 2011 abgeschlossen sein“, sagt die MVG-Sprecherin.
Rudolf Huber