Bahnhof: Schließfachaufseher als organisierte Diebesbande
MÜNCHEN - Dreister geht's kaum. Sie sollten das Münzgeld aus den Schließfächern am Münchner Hauptbahnhof ordnungsgemäß abliefern. Doch gleich sechs Mitarbeiter der Deutschen Bahn arbeiteten dabei auch in die eigene Tasche. Eine perfekte Bande. Denn "verdient" hat sogar, wer im Urlaub oder krank war.
Die sechs Männer im Alter von 26 bis 52 Jahren sind Mitarbeiter der Schließfachaufsicht der Deutschen Bahn AG. Zu ihren Aufgaben gehörte es, nach Leerung der Schließfächer die anfallenden Münzen aus der sogenannten Werttransportkarre im Zählraum ungezählt in Safebags zu verpacken und zum Abtransport durch eine Werttransportfirma bereitzustellen. Weiter hatten sie die Wechselautomaten mit Münzen zu bestücken und die Geldscheine zu entnehmen.
Bereits vor mehreren Jahren schlossen sich die sechs Beschuldigten offensichtlich zu einer Gruppe zusammen, um sich durch Diebstähle eine beträchtliche Einkommensquelle zu erschließen. Die Männer arbeiteten immer zu zweit in wechselnder Besetzung zusammen. Ein Teil des eingesammelten Münzgeldes wurde aber nicht ordnungsgemäß abgeführt, sondern in Hemd-, Hosen- und Jackentaschen sowie Geldbeutel gesteckt. Bei krankheits- oder urlaubsbedingten Abwesenheiten gingen diese „Kollegen“ aber auch nicht leer aus, sondern wurden bei der Auszahlung entsprechend berücksichtigt .
Der Schaden bewegt sich laut Polizeiangaben im sechsstelligen Eurobereich bewegt. Die sechs Beschuldigten konnten aufgrund von umfangreichen Recherchen und Überprüfungen ermittelt werden. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft München I erließ das Amtsgericht München Durchsuchungsbeschlüsse und Haftbefehle für die Täter. Die Beschuldigten wurden festgenommen.