Bahn frei für die Tram 23

Sie ist nur 3,1 Kilometer lang und die Fahrt dauert 8 Minuten – doch die neue Straßenbahn-Linie in die Parkstadt Schwabing ist einzigartig: Sie überquert auf einer Brücke den Münchner Ring
von  Abendzeitung
Die neue Tram 23
Die neue Tram 23 © Ronald Zimmermann

MÜNCHEN - Sie ist nur 3,1 Kilometer lang und die Fahrt dauert 8 Minuten – doch die neue Straßenbahn-Linie in die Parkstadt Schwabing ist einzigartig: Sie überquert auf einer Brücke den Münchner Ring

Am Samstag fällt der Startschuss. Die neue Tramlinie 23 nimmt mit einem Festprogramm (siehe Kasten) ihren Betrieb auf – nach insgesamt zwölf Jahren Planungen, kontroversen Diskussionen, unerwarteten technischen Problemen. Gestern konnte die AZ eine Vorab-Testfahrt mit der Parktram unternehmen. Die Reise war kurz, aber voller Überraschungen.

Womit nicht die Unterbrechungen wegen immer noch unter Hochdruck arbeitenden Serviceleuten und -fahrzeugen auf der neuen Trasse gemeint sind. Sondern die An- und Ausblicke, die die erwarteten 18000 Fahrgäste pro Tag auf nur 3,1 Kilometer Streckenlänge serviert bekommen.

Die Tragseilbrücke misst 84 Meter

Vom spektakulären, in der Öffentlichkeit nicht unumstrittenen Terminal an der Münchner Freiheit führt die Trasse bis hinter die Metro mittig auf der Leopoldstraße, zuerst auf je einer Fahrspur, dann auf eigenen (Rasen-)Gleisen. Dann schwenkt sie nach rechts ab auf die Strecke einer ehemaligen Güterbahn. Spektakulär sind sowohl das Bauwerk wie auch die Aussicht beim Überqueren des Mittleren Rings. Klarer Fall: Die Fahrt auf der 84 Meter langen Tragseilbrücke ist allein schon eine Fahrt mit der 23er wert.

Schrebergärten, Gewerbebrache, Hochhäuser und die Neubausiedlung Parkstadt Schwabing werden passiert, dann erreicht die Tram die abgewrackte Funkkaserne. Auch hier werden in den nächsten Jahren reihenweise neue Wohnungen entstehen, dazu ein Schulzentrum und Einkaufsmöglichkeiten.

Sechs Haltestellen hat die neue Linie zu bieten:

Münchner Freiheit

Potsdamer Straße

Am Münchner Tor<

Anni-Albers-Straße

Schwabing Nord

Rund acht Minuten dauert die Fahrt von Endhaltestelle zu Endhaltestelle. Tagsüber fahren die drei eingesetzten Züge im Zehn-Minuten-Takt, ab 20 Uhr bis Betriebsschluss alle 20 Minuten. Insgesamt 50 Millionen Euro wurden investiert. Dafür wurden rund 100.000 Kubikmeter Erdreich bewegt, 9,6 Kilometer Fahrdraht installiert, 7800 Kubikmeter Beton verbaut.

MVG-Chef Herbert König ist stolz auf sein jüngstes Kind: „Die neue Tram macht die aufstrebende Parkstadt Schwabing zu einem noch attraktiveren Viertel.“ Ohne diese Verbindung würden in Zukunft noch mehr Autos die Leopoldstraße be- und überlasten.

Die nächsten Projekte

Die nächsten Projekte sind längst in Planung: „Wir sind jetzt richtig in Schwung und machen uns gerne umgehend an die Realisierung der Tram St. Emmeram in Bogenhausen und Oberföhring“, so König.

Bis am Samstag die erste 23er mit Besuchern des Eröffnungsfests auf Tour geht, wird noch bis zur letzten Minute geschraubt, gefräst und gehämert. Die meisten Nerven kostete die Verantwortlichen der „Pilz“ an der Münchner Freiheit. „Er war mit einer Reihe von Problemen behaftet“, so der MVG-Chef mit einer dicken Portion Untertreibung. Letztlich wurde die „Achillesferse“ des Projekts nur dank einer Mammutleistung der Baufirma fertig.

Rudolf Huber

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