Bahn frei für den S-Bahn-Südring?
MÜNCHEN - Jetzt gibt es doch eine „vertiefende Prüfung“ für den S-Bahn-Südring. Die Untersuchung soll 200 000 Euro kosten und bis zum Herbst abgeschlossen sein. CSU und FDP spotten über OB Christian Ude – der schlägt zurück.
Überraschende Wende beim Dauer-Streitthema S-Bahn-Südring: Jetzt soll es doch vertiefende Prüfungen zu dieser Ausbau-Alternative geben. Damit ist das Ergebnis der Marathon-Diskussion um die Zukunft der S-Bahn wieder offen. 200000 Euro soll die Untersuchung kosten. Stadt und Freistaat machen halbe-halbe.
Zuletzt hatte nur noch die Rathaus-SPD an der zweiten Stammstrecke festgehalten. Alle anderen Fraktionen, auch CSU und FDP, wollten, dass den Planungen der Staatsregierung für den Tunnel auch eine genauere Überprüfung des Südrings gegenüber gestellt wird. Erst vergangene Woche hatte das zu heftigen Diskussionen im Planungsausschuss geführt. Nachdem zuvor die CSU einen Meinungsumschwung vollzogen hatte, wurde es einsam um die SPD.
OB Ude will weiterhin den Tunnel
„Das Thema ist abgearbeitet wie kaum ein anderes in der bayerischen Verkehrspolitik.“ befand OB Ude vor wenigen Tagen. Er zählt sich selbst seit zwölf Jahren zu den Tunnelbefürwortern – auch weiterhin.
Und jetzt? Jetzt wird der S-Bahn-Südring bis zum Herbst nochmal genauer unter die Lupe genommen. Darauf haben sich OB Ude, Fraktionen und Freistaat geeinigt.
Wie kam es dazu? Offenbar hat die FDP-Stadtratsfraktion auf ihren Parteifreund an der Spitze des Wirtschaftsministeriums eingewirkt. „Ich habe deutlich gemacht, dass die Mehrheit für den Tunnel nicht mehr eindeutig ist“, sagt Rathaus-Fraktionschef Michael Mattar. Minister Martin Zeil machte dann OB Ude den Vorschlag, die vergleichende Untersuchung aktualisieren zu lassen. Planungen und Genehmigungsverfahren für den zweiten Tunnel sollen dadurch nicht verzögert werden. „Das hätte nicht wieder gut zumachende Auswirkungen auf die Finanzierung“, so Zeil.
Krach im Rathaus
CSU und FDP geizten am Freitag nicht mit Spott in Richtung Ude, weil der die Prüfung nun auch befürwortet: „Jetzt geschieht das, was immer passiert, wenn dem OB der Wind ins Gesicht bläst: Er springt auf den Zug auf“, dichtete CSU-Chef Seppi Schmid in einer Mitteilung. Ude polterte im AZ-Gespräch zurück: „Da wird gelogen, dass sich die Balken biegen.“ Und: „Beide Fraktionen, die ihrer eigenen Partei mit einem zehn Jahre verspäteten Gesinnungswandel in den Rücken fallen, versuchen mir einen solchen anzuhängen.“ Dabei habe Rot-Grün immer diese Studie gefordert, der Freistaat habe sie abgelehnt.
Julia Lenders