Bärlauch-Sammler (70) stirbt an falschen Blättern

Herbstzeitlose sehen ganz ähnlich aus, sind aber giftig. Ein Sammler aus Neufahrn hat sich mit seiner Frau einen Salat gemacht - und starb im Krankenhaus. Allein in der vergangenen Woche gab es fünf Vergiftungsfälle.
von  Abendzeitung
Die Herbstzeitlose: Wer die giftige Pflanze isst, schwebt in Lebensgefahr.
Die Herbstzeitlose: Wer die giftige Pflanze isst, schwebt in Lebensgefahr. © az

Herbstzeitlose sehen ganz ähnlich aus, sind aber giftig. Ein Sammler aus Neufahrn hat sich mit seiner Frau einen Salat gemacht - und starb im Krankenhaus. Allein in der vergangenen Woche gab es fünf Vergiftungsfälle.

MÜNCHEN Sie hatten sich einen frischen Salat gemacht. Aus selbst gesammelten Bärlauch-Blättern – so dachte das Ehepaar aus Neufahrn bei Freising zumindest. Er langte beim Essen richtig zu, sie aß ein bisschen weniger. Das rettete ihr das Leben. Denn beim Bärlauch-Sammeln waren die ähnlich aussehenden Blätter der hochgiftigen Herbstzeitlosen dazwischen geraten.

Kurze Zeit später ging es los: Bauchschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Erbrechen. Der 70-Jährige und seine zwei Jahre ältere Frau lieferten sich am Samstag selbst in Freising ins Krankenhaus ein. Da waren die Vergiftungserscheinungen schon so schwer, dass sie ins Klinikum rechts der Isar gebracht werden mussten.

Nach zwölf Stunden war er tot

„Dem Mann ging es relativ schnell schlecht“, sagt Thomas Zilker, Leiter der Abteilung für Toxikologie am Klinikum rechts der Isar. Als der 70-Jährige in München ankam, war er nur noch kurze Zeit ansprechbar. Dann fiel er ins Koma. Nach etwa zwölf Stunden war er tot – gestorben an Multiorganversagen.

Auch seine Frau zeigte deutliche Vergiftungs-Symptome. Aber weil sie weniger von den Herbstzeitlose-Blättern verzehrt hatte, überlebte sie. „Ab einer gewissen Dosis kann niemand mehr auf der Welt etwas machen!“, sagt Professor Zilker. Schon ein Blatt der Herbstzeitlose reicht demnach für Beschwerden. Zehn Blätter seien definitiv tödlich. Eine Stunde nach dem Verzehr beginnen Mund und Rachen zu brennen und zu kratzen. Dann folgen die anderen Symptome – Bauchweh, Durchfall, Erbrechen.

Die Diagnose per Nase ist ungenau

„Ich esse schon lange keinen Bärlauch mehr“, sagt Zilker. Und dazu rät er auch allen anderen. In den vergangenen zehn Jahren habe er drei Todesfälle wegen der Verwechslung von Bärlauch mit dem Herbstzeitlose-Gewächs erlebt – und ungezählte Erkrankungsfälle. Alleine in der vergangenen Woche sind fünf Patienten mit Vergiftungen durch Colchizin – dem Gift der Herbstzeitlose – im Klinikum rechts der Isar behandelt worden. Darunter auch ein junges Paar aus München, das ebenfalls der festen Überzeugung war, Bärlauch gepflückt zu haben.

Das Problem: Die Blätter sehen sich sehr ähnlich. Viele Sammler versuchen, sich über den Knoblauch-Geruch zu vergewissern, dass sie es mit Bärlauch zu tun haben – aber wenn die Hände erst mal den Geruch angenommen haben, wird die Diagnose per Nase ungenau. Verwechslungen mit Maiglöckchen sind seltener, weil diese erst später sprießen. „Da haben wir außerdem ein Gegengift“, sagt Thomas Zilker.

Julia Lenders

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