"Badewannen-Mord": Mögliches Justizopfer Genditzki spart für Prozess Urlaub an

Vor seinem neuen Prozess um den sogenannten "Badewannen-Mord" spart das mutmaßliche Justizopfer Manfred Genditzki nach Angaben seiner Anwältin Urlaub an. Er bereite sich auf den Prozess vor, indem er "Überstunden macht und seinen Urlaub aufspart", sagte Rechtsanwältin Regina Rick am Mittwoch in München. Er fahre für eine Käserei Käse aus und wolle sich für die auf 20 Tage angesetzte Verhandlung nicht freistellen lassen. Schließlich habe seine Familie "wirtschaftlich genug gelitten".
von  AZ/dpa
Saß Manfred Genditzki 4.912 Tage lang unschuldig in Haft? (Symbolbild)
Saß Manfred Genditzki 4.912 Tage lang unschuldig in Haft? (Symbolbild) © Bernd Weißbrod/dpa/Symbolbild

München - Am Mittwoch kommender Woche soll vor dem Landgericht München I der mittlerweile dritte Prozess um den Mord beginnen, der womöglich keiner war. Die entscheidende Frage des Verfahrens ist: Saß der als "Badewannen-Mörder" verurteilte Genditzki 4.912 Tage lang unschuldig in Haft?

Mitte August 2022 war er aus dem Gefängnis entlassen worden, weil es erhebliche Zweifel daran gibt, dass er den Mord, für den er vor mehr als 13 Jahren verurteilt wurde, tatsächlich begangen hat. Das Landgericht München II hatte ihn 2010 zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt. Nach Ansicht der damals zuständigen Kammer hatte er im Oktober 2008 eine 87 Jahre alte Bewohnerin des Hauses in Rottach-Egern, in dem er als Hausmeister arbeitete, in der Badewanne ertränkt.

Angeblicher "Badewannen-Mord": Ein Unfall?

Gutachten legen allerdings nahe, dass es sich womöglich eher um einen Unfall der alten Frau gehandelt haben könnte. Nachdem sein damaliger Verteidiger Revision eingelegt hatte, kam es aber auch in einem zweiten Prozess zum Schuldspruch. Seit 2012 war das Urteil rechtskräftig, jetzt kommt es zu einem dritten Prozess.

Anwältin Rick zeigte sich "irritiert" darüber, dass das Gericht trotz der aus ihrer Sicht deutlichen Beweise für die Unschuld ihres Mandanten 20 Verhandlungstage angesetzt hat. Das seien mehr als in den vorangegangenen Prozessen. "Jetzt müssen wir nochmal von vorne anfangen", sagte sie. "Es wird ein sehr anstrengendes, langes Verfahren."

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