Bademeister rettet Bub: "Allzu oft braucht man das nicht"

Ein Kind (3) stürzt ins Becken und verliert das Bewusstsein, zum Glück ist Hilfe schnell zur Stelle.
von  Jeanne Jacobs
Bademeister Thorsten Widderich – Leben retten gehört zum Job des 33-Jährigen.
Bademeister Thorsten Widderich – Leben retten gehört zum Job des 33-Jährigen. © Hallenbad Germering

Ein bisschen Glück war wohl auch dabei, vor allem aber war es der aufmerksame Bademeister des Germeringer Schwimmbads, der in der vergangenen Woche Schlimmeres verhinderte.

Es ist Sonntagnachmittag im Germeringer Hallenbad. Viele Familien sind da und viele Kinder, als Bademeister Thorsten Widderich (33) ein kleiner Bub auffällt. Er spielt alleine am Rand des Mehrzweckbeckens – ganz ohne Aufsicht und ganz ohne Schwimmflügel.

Widderich macht sich auf die Suche nach den Eltern des Dreijährigen. Denn: „Das kann ganz schnell gehen, dass Kinder dann ins Becken fallen.“

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Der Bademeister findet die Familie, doch die aus Nigeria stammende Gruppe versteht ihn nicht. „Ich habe es auf Deutsch versucht, dann auf Englisch und schließlich auf meine Augen gezeigt und dann auf den Bub.“

Dass die Familie ihn nicht verstanden hat, zeigt sich wenige Stunden später. Aufgeregt winkt ein Badegast Widderich an das Mehrzweckbecken. Am Rand liegt der kleine Bub – er ist in das etwa einen Meter tiefe Becken gefallen und wohl von einem Gast an den Rand gezogen worden. Die Situation ist dramatisch: Der dreijährige hat Schaum vor Mund und Nase, die Augen sind weit aufgerissen, er atmet bereits nicht mehr. Während sein Kollege den Notarzt ruft, beginnt Thorsten Widderich mit der Wiederbelebung.

„Es ist schon etwas anderes wenn da ein Kind vor einem liegt – das kommt aber erst später“, sagt Widderich zur AZ. Er selbst ist Vater eines dreijährigen Sohnes. Schon als der Notarzt im Schwimmbad ankommt, ist der Kleine wieder bei Bewusstsein, hustet und schreit. Die Ärzte bringen ihn in eine Kinderklinik. „Als ich am Abend heimkam, hab ich meinen Sohn erstmal gedrückt“, sagt Widderich. Zwei Tage später, am Dienstag, meldet sich die Polizei bei Thorsten Widderich: Dem Dreijährigen geht es wieder gut, erzählen die Beamten. „Da habe ich mich doch sehr Freude“, sagt Widderich.

Schon vor sieben Jahren rettete er einem Badegast das Leben. Der war auf dem Weg ins Schwimmbad am Fahrradständer zusammengebrochen, Widderich reagierte schnell und reanimierte den älteren Herren. „Das gehört zum Job, dafür werden wir ja ausgebildet“, sagt der „Fachangestellte für Bäderbetriebe“, der seit dem Ende seiner Ausbildung 2002 im Germeringer Schwimmbad arbeitet.

Nach dem Notfall der vergangenen Woche witzeln die Kollegen nun, dass immer er zum Lebensretter wird, erzählt der Bademeister. Immerhin hat er nun schon zwei Menschen das Leben gerettet. Widderich selbst ist froh, wenn er so schnell nicht wieder reanimieren muss. „Allzu oft braucht man so ein Erlebnis nicht.“

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