Baby-Boom in München: Die fruchtbarsten Viertel
München - Mihael hieß der junge Mann. 52 Zentimeter groß, 3620 Gramm schwer – das schnellste Baby des Jahres 2014. Schon acht Minuten nach Mitternacht läutete er in der Silvesternacht ein neues Rekordjahr ein.
Der kleine Mihael sollte vergangenes Jahr bei Weitem nicht das einzige Neugeborene in München bleiben. Es folgten 16 449 weitere Babys. Das sind mehr als 2013, mehr als 2010 und sogar deutlich mehr als 2006. Das mittlerweile achte Jahr in Folge vermeldet die Stadt München nun eine steigende Geburtenzahl. Und ein Ende des Trends ist bislang nicht abzusehen. Das städtische Gesundheitsreferat geht davon aus, dass in München die Zahl der Geburten bis 2025 um elf Prozent steigen wird. Das hat natürlich einen statistischen Grund. Denn München wächst – und wo mehr Menschen sind, da ist es nur logisch, dass auch die Geburtenzahl steigt.
Ganz allgemein sind die Zahlen aber auch Ausdruck einer wiederkehrenden Sehnsucht nach Kindern: Familie ist wieder richtig in Mode.
Zwar werden die Mütter immer älter. Die Frauen in München bekommen ihr erstes Kind im Durchschnitt mit 31,3 Jahren, das geht aus einer aktuellen Erhebung des Statistischen Amtes der Stadt hervor. Aber immerhin: Die Münchner wünschen sich wieder Kinder. Das war bekanntlich auch schon mal anders.
Das statistische Quartalsheft, das die Stadt gerade herausgegeben hat, erlaubt auch den ein oder anderen intimen Blick auf die Familienplanung der Münchner. Denn ob es nun so geplant war oder nicht: Mit 1697 Babys war der September mit Abstand der geburtenstärkste Monat – was sich, wenn man zurückrechnet, sicher auch damit erklärt, dass im Winter einfach gut kuscheln ist.
Auch für die Stadtviertel ergeben sich sehr interessante Erkenntnisse. Denn am Stadtrand bekommen die Frauen deutlich früher Kinder als in den Innenstadtvierteln. In Berg am Laim, Ramersdorf und Feldmoching waren die Mütter bei der ersten Geburt zumeist sogar jünger als 30 Jahre.
In der Isarvorstadt, der Maxvorstadt und im Lehel lassen sich die Frauen dagegen lieber etwas länger Zeit. Dort liegt das durchschnittliche Alter der Erstgebärenden fast bei 33. Das späte Mutterglück ist nicht unbedingt ein spezielles Münchner Phänomen. Sozialforscher haben herausgefunden, dass die Tendenz allgemein dazu geht, mit der Familienplanung erst später zu beginnen. So haben vor 40 Jahren die Frauen in Deutschland ihr erstes Kind im Schnitt noch mit 24,8 Jahren bekommen. Heute liegt der bundesweite Mittelwert bei knapp über 30.
Aber es spielt schon eine Rolle, ob man auf dem Land wohnt oder in der Stadt. In der Stadt mit ihrem beengten Raum und all den Verlockungen und Möglichkeiten muss die Familienplanung oft hintanstehen.
Offenbar legen die Münchner aber schon großen Wert auf geregelte Verhältnisse. Vergangenes Jahr waren weit über 60 Prozent der werdenden Mütter verheiratet. Sogar bei den sehr jungen Müttern, nicht älter als 21 Jahre, hatte ein Drittel bereits einen Trauschein.
Was nun die Fruchtbarkeit der einzelnen Viertel betrifft, so lässt sich sagen: Neuhausen-Nymphenburg liegt mal wieder vorn – zumindest was die absolute Zahl der Geburten angeht (siehe Kasten links auf dieser Seite). Errechnet man allerdings die Geburten je Einwohner, so ist Haidhausen sogar noch ein bisschen besser.
Aber egal, wer die Nase vorne hat: Man kann schon jetzt sagen, dass 2015 vermutlich wieder ein Rekordjahr wird. Im Januar jedenfalls gab es bereits wieder 1523 Geburten – der Münchner Babyboom geht also ungebrochen weiter.
- Themen: